Klimabericht: Alle sind betroffen
Heute wurde der erste österreichische Klimabericht präsentiert. Im Mittelpunkt stehen die Folgen des Klimawandels für Österreich. Und wie zu erwarten, zeichnet die rund 1.000 Seite starke Analyse kein positives Bild. Produzieren wir weiterhin so viel Treibhausgas, dann wird die Temperatur in den nächsten Jahren rapide steigen. Und das hätte Folgen für alle Lebensbereiche.
8. April 2017, 21:58
(c) ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Mittagsjournal, 17.9.2014
Prognose verschlechtert
In den letzten 140 Jahren ist die Temperatur in Österreich um 2 Grad Celsius gestiegen. Wird die Treibhausgasemission weltweit nicht reduziert, dann kommt es bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu einem weiteren Anstieg von 3,5 Grad. Die Prognose zur Klimaentwicklung in Österreich hat sich damit seit dem letzten Bericht des Weltklimarates noch einmal verschlechtert. Klimapolitisch so weiter zu machen wie bisher, sei demnach keine Option, betont der Projektleiter des Berichts und Klimaforscher Nebojsa Nakicenovic von der Technischen Universität Wien. Denn der Temperaturanstieg ist in Österreich doppelt so hoch, wie im globalen Durchschnitt. Die Folgen, werden wir demnach in allen Lebensbereichen spüren: Alle gemessenen Gletscher sind in den letzten Jahren drastisch zurückgegangen. Sowohl im Volumen als auch in der Fläche. Diesen Trend können wir weiter erwarten. Aber viel wichtiger, für unserer Lebensweise, ist der Einfluss auf Ökosysteme und Landwirtschaft, von Mobilität und Energieerzeugung und -verbrauch bis zu Gebäude.
Kann der Klimawandel nicht aufgehalten werden, warnt der Bericht, dann werden extreme Wettereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Hochwasser in Österreich zunehmen. Und selbst um den Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius zu stabilisieren, müssen die Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch gesenkt werden. Der Ökonom Karl Steininger von der Universität Graz sieht in Österreich vor allem in zwei Bereichen großen Handlungsbedarf. Bei Gebäuden, der Produktion und dem Verkehr müsse verstärkt auf erneuerbare Energie umgestellt werden. Und ich die Emissionen, die Österreich durch den Import von Produkten weltweit erzeugt, müssen mit eingerechnet werden: Wenn wir die österreichischen Emissionen, die wir global verursachen Bedenken, so haben wir um 50 Prozent mehr, als wir der UNO melden, und auch unsere Politik im Land könnte auf Wettbewerbsprobleme stoßen, wenn wir nicht bedenken, dass es zu einer Auslagerung kommt.
Größter Verursacher von Treibhausgasen ist laut Klimabericht nach wie vor die Industrie. Hier sind neben dem Verkehr auch die höchsten Anstiege zu verzeichnen. Doch die Klimaforscher wollen mit dem Bericht alle Sektoren ansprechen. Bis 2050 möchte die Europäische Union die Treibhausgasemissionen um 80 - 95 Prozent reduzieren. Das ist nur möglich, wenn ein generelles Umdenken stattfindet, betont die Klimaforscherin Helga Kromb-Kolb von der Universität für Bodenkultur in Wien: Ich glaube, es fehlt eine sehr offene Diskussion und dazu wollen wir mit unserem Bericht auch beitragen und dann eine mutige Politik auf allen Ebenen.
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