Und dann Katalonien?

Auch in Spanien beobachtet man die schottische Volksabstimmung genau. Dort ist für November eine Volksbefragung geplant, in der die Bevölkerung Kataloniens über eine Loslösung von Spanien abstimmen will. Anders als in Schottland ist die spanische Regierung strikt gegen diese Befragung und will sie verhindern.

Mittagsjournal, 18.9.2014

Aus Barcelona,

Schottland war gestern Thema im spanischen Parlament. Schottland und Katalonien hätten kaum etwas gemeinsam, sagte der spanische Ministerpräsident: „Schottland hat im Vergleich zu Katalonien, dem Baskenland und den anderen Regionen Spaniens so gut wie keine Kompetenzen“.
Mariano Rajoy sagt den Unabhängigkeitsbewegungen im eigenen Staat und in Schottland keine große Zukunft voraus.

Wer den Weg alleine gehen will, müsse sich auf eine Durststrecke außerhalb der EU einstellen. „Die Unabhängigkeitsbewegungen sind wie ein Torpedo gegen die Europäische Union, die die Staaten vereinen und nicht spalten will“.
Kataloniens Unabhängigkeitsapostel blicken heute gespannt nach Schottland – eine Mehrheit für das Ja würde ihnen zweifellos Auftrieb geben. Vergangene Woche hatten sie den Nationalfeiertag als Fest ihrer bevorstehenden Unabhängigkeit gefeiert: mehrere hunderttausend Menschen marschierten in Barcelona für die Trennung von Spanien.

Regionalpräsident Artur Mas hat sich an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung gestellt und wird morgen im Regionalparlament eine Sondergesetz verabschieden lassen, das eine Volksbefragung am 9. November anordnet. Ministerpräsident Mas sieht sich von der Madrider Regierung übergangen, seine Forderungen nach weiteren Zugeständnissen stoßen auf taube Ohren. „Dieses Katalonien ist der Verfassung überdrüssig. Wir haben nicht von Spanien, sondern vom spanischen Staat genug.“

Der spanische Verfassungsgerichtshof wird die für 9. November geplante Volksbefragung für illegal erklären: Sie sei mit dem geltenden Grundgesetz nicht vereinbar. Ein Anlass mehr, dass sich der Mittelschulprofessor Narcís Marques als Staatsbürger 2. Klasse fühlt.

„Wir wollen über unsere Zukunft entscheiden, als erwachsene und freie Bürger, als die man uns doch bezeichnet. Was haben die Schotten, was wir nicht haben, wenn sie abstimmen dürfen und wir nicht.“
Wird der katalanische Ministerpräsident es wagen, die „verbotene“ Volksbefragung durchzuziehen? Für Artur Mas steht das politische Überleben auf dem Spiel, denn die linken Separatisten haben ihn in der Wählergunst überholt; sie sind die Vorreiter des neuen Regionalismus in Spanien und haben auch die Folklore längst in ihr Programm aufgenommen.