Schweizer Design im designforum Wien

8. April 2017, 21:58

Am 25. September eröffnet die Vienna Design Week: In zahlreichen Museen, Galerien und nicht zuletzt Wiener Traditionsbetrieben präsentiert sich die so genannte Designnation Österreich dem interessierten Publikum. Bereits am 24. September zeigt das designforum Wien in der Ausstellung "Schweiz + Österreich = Design" preisgekröntes Design aus unserem Nachbarland Schweiz. Im Gegenzug wird Österreich im November im Schweizer Langenthal gastieren und eine Auswahl an Produkten präsentieren, die in den letzten beiden Jahren mit dem Staatspreis für Design ausgezeichnet worden sind.

Exakt wie ein Schweizer Uhrwerk, multifunktional wie das berühmte Schweizer Taschenmesser mit rotem Griff, das ein Schmied vor über 130 Jahren erfunden hat. Schweizer Produktdesign steht auf der ganzen Welt für Präzision und Funktionalität. Eine Reputation, an die zeitgenössische Designer anknüpfen, wenngleich die Designnation Schweiz heute längst in globalen Maßstäben denkt. Das unterstreicht Michel Hueter, Kurator der Ausstellung "Schweiz + Österreich = Design": "Es geht um Klarheit und Qualität. Als teurer Produktionsstandort haben wir keine andere Option. Wir können nur in der qualitativen Nische punkten. Die Qualitätsfrage treibt auch unsere jungen Gestalter an. Viele ihrer Entwürfe und Projekte haben mit Nachhaltigkeit in all ihren Facetten zu tun."

Exakt wie ein Schweizer Uhrwerk

Die Aufgabe eines Designers besteht nicht darin, die bunte Palette unserer Warenwelt mit einem ansprechenden Äußeren zu versehen. Designer sind Pioniere, die das Unerwartete wagen und anfangs auf Widerstände stoßen - nicht zuletzt in Unternehmen. Etwas völlig Neues haben zum Beispiel die beiden Schweizer Kommunikationsdesignerinnen Sabine Affolter und Katja Rüfenacht entwickelt: "Dolorografie" heißt ihr Produkt, das 2014 mit dem Swiss Design Award ausgezeichnet worden ist. Die beiden Designerinnen haben ein Instrument entwickelt, das die Visualisierung von Schmerzen ermöglicht.

Abstrakte Bilder sollen es Patient/innen erleichtern mit ihrem behandelnden Arzt über ihr Schmerzempfinden zu sprechen. Ist der Schmerz pochend und punktuell, breitet er sich dumpf aus? Die Dolorografie habe das Potential die Schmerztherapie zu revolutionieren, sagt Kurator Michel Hueter: "Einerseits soll es eine kommunikative Hilfeleistung sein in der Diagnostik vor allem bei chronischen Schmerzpatienten. Man muss sich vorstellen, wie isoliert sich solche Leute oft fühlen. Man kann schwer ausdrücken, was man empfindet. Schmerz ist nicht sichtbar. Durch die Visualisierung kann sich der Patient besser ausdrücken."

Qualitative Nischen besetzen

Mit der Rolle von Design im öffentlichen Raum beschäftigt sich der Zürcher Produktdesigner Sebastian Marbacher. An eine künstlerische Intervention erinnert sein "Builder's Bench" - 2014 vom Schweizer Bundesamt für Kultur ausgezeichnet. Diese baut der junge Designer mit Material, das er auf Baustellen findet - aus Absperrbalken und Gerüstteilen, die er schnell zusammenlotet. Die Objekte entstehen meist in einer Nacht- und- Nebel-Aktion. Der Designer wird zum Stadtguerillera und schafft Irritationen im öffentlichen Raum.

Bisher hat Sebastian Marbacher verschiedene Orte mit seiner "Builder's Bench" besetzt: darunter Zürich, Bern, Basel und Luzern. "Bisher war ich nur in der Schweiz tätig. Ab heute gibt es diese Bänke auch in Wien. Also haltet die Augen offen und nehmt Platz und genießt den neuen Blick, den diese Bank euch vielleicht gibt", sagt der Designer über seine Bänke, die er ganz spontan auf Baustellen baut. Arbeiten von Sebastian Marbacher sind in der Ausstellung "Schweiz + Österreich = Design" vertreten.