Islamische Kindergärten in Wien
Dass in Österreich aufgewachsene Jugendliche als Dschihadisten für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kämpfen, lässt hierzulande viele Alarmglocken schrillen. Verantwortliche der Stadt Wien wollen jetzt Richtlinien für den islamischen Religionsunterricht erarbeiten, für Koranschulen und Kindergärten. Dadurch soll Radikalisierung in Kindergärten und im Unterricht vorgebeugt werden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 30.9.2014
Netzwerk zur Deradikalisierung und Prävention nennt sich das Wiener Projekt. Und eines der Vorhaben sind Richtlinien für muslimische Kindergärten und Kindergruppen. Rund 150 Kinderbetreungseinrichtungen von islamischen Vereinen soll es laut einer Schätzung des Religions-Pädagogen Ednan Aslan in Wien geben. Aslan befürchtet, dass in manchen das Ideal eines islamischen Gottesstaats propagiert wird und somit frühzeitig eine Basis gelegt werden könnte für spätere Radikalisierung. Die Rede ist nicht von IS-Propaganda aber zahlreiche Kindergärten seien fundamentalistischen Strömungen wie Muslimbrüdern und Salafisten zuzurechnen: "Nirgendwo in der Welt haben die Salafisten so viele Kindergärten wie in Wien. Wir wissen nicht was inhaltlich dort passiert." Zum Teil müssten Kinder schon mit drei Jahren Koran-Suren auswendig lernen. Alleine das sei schon fragwürdig findet Aslan.
Bei der Stadt Wien sieht man diese Aussagen und Befürchtungen Aslans skeptisch, zumal konkrete Zahlen fehlen. Und SPÖ-Gemeinderätin Tanja Wehsely sagt über ihre bisherigen Besuche in muslimischen Kindergärten, ihre Erfahrungen seien durchwegs positiv gewesen.
Der neue Kinderanwalt der Stadt, Ercan Nik Nafs meint aber: "Wenn Herr Ednan Aslan so etwas behauptet, nehmen wir es ernst und wir werden uns das anschauen, das ist einmal ganz klar."
SPÖ-Gemeinderätin Tanja Wehsely zum Thema Kindergärten: "Der Ausbau seit 2009 ist einfach gewaltig, mit dem die ganzen Kontrollsysteme auch erst mitwachsen müssen. Aber wenn wir erfahren, dass radikalislamische Theologie vermittelt wird, dann wird Kontrolle hingeschickt und wird auch eingeschritten."
Allerdings gibt es für private, nicht von der Stadt geförderte Kindergruppen kaum eine rechtliche Handhabe. Daher will Kinderanwalt Nik Nafs gemeinsam mit der islamischen Glaubensgemeinschaft und den islamischen Verbänden Richtlinien für kindergerechte Betreuung erarbeiten. Grün-Gemeinderat Senol Akkilic zieht einen Vergleich zu katholischen Schulen und meint grundsätzlich: "Wenn wir mit der katholischen Kirche kritisch umgehen können - in Ansätzen wie beim Zölibat, dann muss das auch mit dem Islam möglich sein."
Auch für Koranschulen in Wien sollen Richtlinien erarbeitet werden. Immer wieder gebe es Meldungen, dass Jugendliche nach dem Wochenende übermüdet in die Schule kommen, weil sie am Wochenende in Koranschulen waren. Kinderanwalt Nik Nafs: "Wir brauchen Regeln, wie viele Stunden die Jugendlichen am Tag im Koran unterrichtet werden, wie die Didaktik ist, dass auf keinen Fall ein Drill, Gewalt an Kindern angewandt wird, das ist mal eh klar."
Manche Jugendliche beschweren sich demnach darüber, dass ihre Eltern sie zwingen, in Koranschulen zu gehen. Von Radikalisierung durch den Koran-Unterricht kann in diesen Fällen freilich nicht die Rede sein.
Übersicht
- Islam