Ebola in USA: Suche nach Systemfehler

In den USA ist gestern nach Spanien die zweite Ebola-Ansteckung bei einer Pflegekraft bekannt geworden. Jene Krankenschwester, die in Texas einen Ebola-Patienten betreut hat, der schließlich gestorben ist, ist jetzt selbst erkrankt. Es ist die erste direkte Enbola-Infektion in den USA. Und es gibt Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen, die umgehend verschärft worden sind.

Morgenjournal, 13.10.2014

Alarmstufe Rot

Wer derzeit in der US-Stadt Dallas das Radio aufdreht – bekommt diese Warnung zu hören: "Eine Pflegekraft in Ihrer Nähe hat sich mit dem Ebola Virus angesteckt – seien sie bitte achtsam – wir haben bereits dabei, alle potenziell gefährlichen Ort in der Nachbarschaft zu säubern." Alarmstufe Rot in Texas also. Denn die Krankenschwester ist die erste Ebola-Patientin, die sich innerhalb der USA mit dem tödlichen Virus angesteckt hat - und das, obwohl sie die volle Schutzkleidung getragen haben soll, sagt der Chef der US-Seuchenschutzbehörde Tom Frieden: Ganzkörperanzug, Handschuhe, Brille und Gesichtsmaske. Die Frau hatte sich „intensiv“ um Thomas Duncan gekümmert, so Frieden - den Ebola Patienten aus Liberia, der vergangenen Mittwoch nach vier Tagen auf der Isolierstation an dem Virus gestorben ist.

Suche nach Lücke

Die Frau und eine enge Kontaktperson seien sofort isoliert worden, sagt der Chef der US-Seuchenschutzbehörde – trotzdem könne er weitere Übertragungen nicht ausschließen: "Leider besteht die Möglichkeit, dass es weitere Fälle geben wird, weil die betroffene Patientin mit zahlreichen Personen in Kontakt war. Aber wir arbeiten rund um die Uhr, um das zu verhindern." Rund 50 Personen würden derzeit genau überprüft. Außerdem haben die Behörden das Gebiet rund um das Krankenhaus und den Wohnkomplex der Krankenschwester weiträumig desinfiziert.

Die Seuchenschutzbehörde hat nun Verstärkung in das Krankenhaus in Dallas geschickt. Sie sollen untersuchen, warum sich die Frau trotz der Sicherheitsmaßnahmen anstecken konnte. Möglich sei, dass sie einen Protokollfehler gemacht habe, so die Seuchenschutzbehörde, und sich beim Abnehmen des Gesichtsschutzes und der Brille ins Gesicht gefahren sein könnte. Dafür hagelt es jetzt Kritik der Gewerkschaft für Krankenpfleger: "Die Pfleger werden nicht gut genug ausgebildet und dann werden sie beschuldigt, Fehler zu machen. Seit langem bitten wir Krankenhäuser im ganzen Land um Spezialtrainings – damit genau das nicht passiert."

Geschwächte Glaubwürdigkeit

Die US-Seuchenschutzbehörde beteuert, dass alle US-Krankenhäuser derart gut ausgestattet sein, dass sie mit dem Virus umgehen könnten – in landesweit vier Spitälern sind spezielle High-Tech-Forschungszentren eingerichtet worden. Doch das klingt jetzt nicht mehr sehr glaubwürdig. US-Präsident Barack Obama hat am Abend die Gesundheitsministerin zu sich zitiert. Er fordert eine rasche und transparente Untersuchung.

An fünf amerikanischen Flughäfen sind unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft worden. In New York, Washington, Atlanta und Chicago werden alle Passagiere, die aus Guinea, Liberia und Sierra Leone in die USA reisen auf Ebola Symptome untersucht.