Rebekka Bakken singt Tom Waits
Unzählige Musikerinnen und Musiker haben die Songs von Tom Waits neu interpretiert - so auch die norwegische Sängerin Rebekka Bakken ihn ihrem Album "Little Drop of Poison". Begleitet wird Bakken von der Big Band des Hessischen Rundfunks, und die begleitet sie auch auf einer Tournee: "Rebekka Bakken singt Tom Waits" heißt es heute Abend im Grazer Orpheum und morgen im Wiener Konzerthaus.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 20.10.2014
"Die Diva und der Poet", "Die Schöne und der böse Bube": Mit vermeintlichen Gegensatzpaaren wie Rebekka Bakken und Tom Waits lassen sich kantige Schlagzeilen schreiben. Die Sängerin, die man vorwiegend mit Jazzballaden in Verbindung bringt, und der kalifornischer Underdog - passt das zusammen? Es passt, wie auf Bakkens aktuellem Album "Little Drop of Poison" hörbar wird.
Der "little drop of poison", dieser "kleine Tropfen Gift" ist wohl die Grundlage für jede Waits-Interpretation. Dass Rebekka Bakken mehr kann, als Jazzballaden ihr Timbre zu leihen, hat die Sängerin mit dem Stimmumfang von drei Oktaven schon öfters zu unter Beweis gestellt. Schon der deutsche Musikjournalist Joachim-Ernst Berendt bewunderte in seinem "Jazzbuch" Bakkens Fähigkeit, in die unterschiedlichen Rollen zu schlüpfen, die ihre Lieder verlangen. Und so taucht Bakken nun auch in Tom Waits' poetische Welt ein, eine Welt der Gescheiterten und Gestrandeten, die der Welt trotzdem noch allerhand zu sagen haben.
Rebekka Bakken kann freilich vor allem mit jenen Waits-Nummern etwas anfangen, die von Blues, Jazz oder Folk beeinflusst sind. Die sechzehn Songs auf dem Album "Little Drop of Poison" hat sie nicht ganz allein ausgesucht; die grobe Erstauswahl stammt von Jörg Achim Keller. Der ehemalige Leiter der Big Band des Hessischen Rundfunks hat die Lieder für das Orchester arrangiert, er hatte auch die ursprüngliche Idee zu dem Projekt. Von selbst hätte sich Bakken nie an Tom Waits' Musik herangewagt, obwohl - oder gerade weil - sie ein großer Fan von ihm sei, so die Sängerin. In ihrer Auseinandersetzung mit Tom Waits sieht sie sich vor allem in der Rolle der Lernenden.