Weltklima-Bericht mit Überraschungen

Der Klimawandel ist da und er ist durch Menschen verursacht - daran lassen die Experten, die den Weltklimabericht erstellt haben, keinen Zweifel. Mehr als 2.000 Wissenschaftler haben fünf Jahre lang in drei Arbeitsgruppen an diesem Bericht gearbeitet. Die endgültige Zusammenfassung, der "Synthesebericht", soll der Weltöffentlichkeit am Sonntag präsentiert werden. Darin wird es zumindest einige kleine Überraschungen geben.

Mittagsjournal, 31.10.2014

Dringender Appell

Seit fünf Tagen schmelzen auf dem Platz vor dem Kopenhagener Rathaus 100 Tonnen Eis aus Grönland. Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson hat zwölf Eisblöcke aus der Arktis in Form eines Ziffernblattes aufgestellt. "Icewatch" heißt die Installation, die Weltklimarat und Regierungsvertreter daran erinnern soll, dass sie endlich geeignete Maßnahmen setzen müssen, um den Klimawandel aufzuhalten.

Auch der Vorsitzende des Weltklimarates, Rajendra Pachauri, startete die Diskussionswoche zum Abschlussbericht mit einem dringenden Appell an alle Beteiligten. Er erinnerte die Vertreter aus Wissenschaft und Politik daran, dass sie den Bericht für die Politik und nicht durch die Politik erstellen. Die Regierungsdelegierten verweigerten Pachauri daraufhin den Applaus.

Heikle Verhandlungen

Denn obwohl die Ergebnisse der Teilberichte schon länger feststehen, ringen Klimaforscher und politische Entscheidungsträger um jeden Satz in der Zusammenfassung, berichtet Helmut Haberl vom Institut für Sozialökologie der Universität Klagenfurt mit Sitz in Wien: "Die Regierungen haben dabei immer im Hinterkopf, was bedeutet das für ihre Position in zukünftigen Klimaverhandlungen, zum Beispiel wenn es um Zielsetzungen zur Verringerung des Treibhauseffektes geht, und insofern sind diese Verhandlungen relativ heikel."

Helmut Haberl selbst war an der dritten Arbeitsgruppe beteiligt, die sich mit möglichen Maßnahmen für den Klimaschutz befasst hat. In diesem Zusammenhang wurde auch das Konzept eines "CO2-Budgets" präsentiert - also der Menge an Treibhausgasen, die weltweit ausgestoßen werden dürfen, bevor die Klimaerwärmung die kritische Grenze von mehr als zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter überschreitet. Laut Weltklimarat wurden bis zum Jahr 2011 bereits zwei Drittel dieses "CO2-Budgets" aufgebraucht. Einige Länder sind dagegen, dieses Konzept auch in den Abschlussbericht aufzunehmen, darunter Indien und die USA. Sie wollen nicht auf umweltschädliche Energiequellen wie Kohle verzichten. Doch gerade die Industrieländer Europas und Nordamerikas sollten hier eine Vorbildfunktion einnehmen, erläutert Helmut Haberl: "Wenn das den Industrieländern nicht gelingt, die den größten Wohlstand geschaffen haben über ihre Treibhausgasemissionen, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass man ein Szenario entwickeln kann."

Zumindest die kontrovers diskutierte Aussage, dass die Menschen von einem moderaten Klimawandel durchaus profitieren könnten, hat es nicht aus den Teilberichten in die Zusammenfassung geschafft. In diesem Fall hat sich die Wissenschaft durchgesetzt. Ob es noch weitere Änderungen im Weltklimabericht geben wird, erfährt die Öffentlichkeit am Sonntag. Dann werden die endgültigen Ergebnisse in Kopenhagen vorgestellt.

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