Das System FIFA: Kritik unerwünscht

Ein offiziell gemeinnütziger Verein mit minimaler Steuerpflicht - das ist die FIFA - und sie erntet seit Wochen weltweit massive Kritik erstens wegen der Vergabe der Fußball-WM an Katar und Russland und zweitens wegen ihres Umgangs mit der Kritik daran. Jeder Versuch eines Befreiungsschlags der FIFA, mit Sepp Blatter an der Spitze, scheint derzeit nach hinten los zu gehen, wenn jetzt selbst ein Juristenstreit in der FIFA darüber tobt ob ein interner Bericht nun reingewaschen hat oder nicht. Viele europäische Verbände sehen sich in ihrer Kritik am System FIFA bestätigt.

Mittagsjournal, 22.11.2014

Die Zeit der Freundschaftsspiele ist vorbei. Einflussreiche Funktionäre im europäischen Fußball schießen scharf in Richtung FIFA. In England etwa prescht David Bernstein nach vorn. Der ehemalige Verbandspräsident empfiehlt dem europäischen Verbund namens UEFA die Kräfte zu bündeln, um Reformen zu erreichen. Gelegenheit dazu haben einige Mitglieder, auch Österreich Anfang Dezember, bei einem Treffen in Deutschland. Und Bernstein regt an, sogar WM Turniere zu boykottieren.

Ein Vorschlag, der auch in Deutschland bei manchen Gefallen findet, gerade bei den Spitzen des Profibetriebs Bundesliga, die viel Wert auf einen sauberen Geschäftsverlauf legt. Im Land des Weltmeisters nimmt die Furcht zu, dass das Image der FIFA abfärbt und Einnahmen aus der weltweiten Vermarktung verloren gehen. Ein möglicher WM Boykott der UEFA wäre der GAU für den Weltverband. Ohne europäische Mannschaften ist ein Turnier eine Art Randveranstaltung - weniger Zuseher, weniger Medienpräsenz, weniger Sponsoren. Für die FIFA würde die Haupteinnahmequelle regelrecht versiegen, resümiert Thomas Kistner – FIFA Experte und Journalist bei der Süddeutschen Zeitung.

Dessen ist sich auch der Weltverband mit dem Schweizer Sepp Blatter an der Spitze bewusst. Er versucht derzeit Zeit und Raum zu gewinnen. Es gilt den Schaden für und die Differenzen in der FIFA wenigstens zu verkleinern. Außerdem will Blatter im Mai zum fünften Mal zum Präsidenten gewählt werden. Eine Strafanzeige gegen Unbekannt ist eingebracht. Der umstrittene, gut 400 Seiten starke Untersuchungsbericht zu den WM Vergaben an Russland und besonders Katar, wird noch einmal geprüft. Die Kritiker geben sich damit nicht zufrieden, denn weiterhin bleibt die Prüfung auf Korruption sowie Absprachen vor der Abstimmung im höchsten FIFA Gremium vor allem eine interne Angelegenheit – aufgrund der Statuten. Zumindest eine Offenlegung des Berichts mit geschwärzten Namen verlangen Fußballfunktionäre von UEFA Chef Michel Platini abwärts. Rückendeckung bekommen sie etwa von Sylvia Schenk, renommierte Korruptionsexpertin bei Transparency International in Deutschland.

Auf diesem Terrain einen Treffer zu landen wird für die FIFA schwierig. Der Freispruch der so genannten Ethikkommission für Russland und Katar hat mehr Fragen als Antworten zur Folge – zum Beispiel, wer wann welche Rolle bei der Vergabe gespielt hat. Denn bei so gut wie allen Kandidaten für diese beiden globalen Fußballturniere sind Unregelmäßigkeiten dokumentiert.