Weihnachten im Heiligen Land

Es war ein schweres Jahr in Israel und den Palästinensergebieten. Im und um den Gasastreifen gab es Krieg, im Raum von Jerusalem gab es monatelang immer wieder Unruhen und Anschläge. Bethlehem war durch die Gewalt zwar kaum betroffen, aber die Touristen und die Pilger wurden abgeschreckt. Jetzt kehren sie nur sehr zögernd zurück.

Der Ort, der sich als Weihnachtshauptstadt der Welt betrachtet, hofft auf eine wirtschaftliche Erholung. Politisch ist alles so verfahren wie eh und je, aber immerhin: den Christen im Heiligen Land geht es relativ gut, verglichen mit ihrer Lage in manchen anderen Ländern im Nahen Osten.

Mittagsjournal, 23.12.2014

Aus Bethlehem,

Es ist ein weihnachtliches Hallelujah aus Bethlehem, das ein bisschen fremd klingt – und tatsächlich, es sind rund 20 Flüchtlinge aus Eritrea, die sich beim großen Christbaum vor der Geburtskirche versammelt haben, sie sind gemeinsam aus Tel Aviv heraufgefahren, für manche ist es schon der vierte Weihnachtsbesuch in Bethlehem, erzählen sie, so lange sind sie schon in Israel. Die Szene ist ein bisschen typisch für die jetzige Situation. In der Geburtskirche und darum herum hört man zwar wie jedes Jahr von Fremdenführern oder Geistlichen die Erklärungen in vielen Sprachen: „Immer zwei und volle Geschwindigkeit“, werden die Pilger durch die enge Grotte gescheucht, wo der Überlieferung nach Jesus geboren wurde.

Aber die zahlungskräftigeren Touristen aus Europa und aus Amerika scheinen heuer auszubleiben. Man begegnet vor Allem Menschen, die zeitweilig in Israel leben, wie eben die eritreischen Migranten oder Gastarbeiterinnen aus den Philippinen – und die Reisegruppen kommen meist aus Russland oder Afrika. Agiri Essu etwa ist mit einer Gruppe aus Nigeria hier und fühlt sich blendend: Es ist so spirituell, wir beten und singen heute kraftvoll zu Gott.

Dieses Jahr war wie ein Wechselbad für die Region: in den ersten Monaten war es relativ ruhig, die Belegungsrate in den Hotels von Bethlehem stieg um fast 40 Prozent, und im Mai freute man sich über den Besuch von Papst Franziskus. Doch im Sommer kam der Gasa-Krieg, und danach kamen die wochenlangen Spannungen im Raum von Jerusalem. Ab Juni gab es 60 Prozent Absagen, sagt Bürgermeistern Vera Baboun. Dass bei den Weihnachtsfeiern in der Geburtsstadt Jesu immer auch die Politik mitspielt, ist für die Bürgermeisterin selbstverständlich: Dieses Jahr ist vielleicht das schlechteste in den letzten 5 Jahren. Deshalb haben wir dieses Jahr auf dem Weihnachtsbaum Lichter mit den Farben der palästinensischen Flagge, rot, weiß, grün, was bedeutet Liebe, Hoffnung und unseren Wunsch nach Frieden, um die Dunkelheit der Besatzung zu beenden.

Die Funktionäre und die Bürger sind dabei immer in einem gewissen Dilemma, weil sie zwei widersprüchliche Botschaften aussenden müssen: einerseits leide die Stadt unter dem Konflikt mit Israel und könne sich deswegen nicht entwickeln, doch andrerseits sollen die Besucher sich nicht fürchten, weil Bethlehem friedlich sei. Jack Giacaman führt einen Betrieb, der die ortstypischen Figuren aus Olivenholz erzeugt und exportiert, er entstammt einer großen katholischen Familie, die seit Jahrhunderten in Bethlehem ansässig ist, und er sagt, speziell den Christen gehe es jetzt hier viel besser als in vielen anderen Teilen der arabischen Welt.

Hier in Bethlehem leben Hunderte von religiösen Gruppen in Frieden, und sie sind aus der ganzen Welt, und niemand ist angegriffen worden, also es ist sehr sicher. Für uns Christen, die in diesem Land leben, in Israel und Palästina, wir leben im Paradies, verglichen mit Irak, mit Syrien, mit Saudi-Arabien. Wir haben bloß eine schlechte Wirtschaftslage, aber wir haben keine Gefahr für unser Leben, sodass wir unser Land verlassen müssten.

Eine leise positive Note zu Weihnachten aus Bethlehem.