Frankreich: Millionen gedachten der Anschlagsopfer

Mehr als vierzig Staats- und Regierungschefs Arm in Arm am Beginn eines Demonstrationszuges einer Million Menschen gegen Islamistenterror und Ausgrenzung - Bilder, die gestern in Paris Geschichte geschrieben haben. Die maximal mögliche Antwort der demokratischen Gesellschaft gegen die 17 Morde der Islamisten in der vergangenen Woche und viel mehr als eine beliebige Gedenkaktion: Diese Bewegung einer Millionenbasis in Frankreich und darüber hinaus hat das Potential eines gesellschaftspolitischen Klimawandels.

Menschenmenge mit französischen Flaggen

APA/EPA/ETIENNE LAURENT

Morgenjournal, 12.1.2015

Nach den islamistischen Anschlägen in Paris haben sich in ganz Frankreich mehr als 3,7 Millionen Menschen an Gedenkmärschen für die 17 Todesopfer beteiligt. Allein in Paris versammelten sich nach Angaben des Innenministeriums am Sonntag bis zu 1,6 Millionen Menschen und damit so viele wie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr.

Der Platz der Republik im Stadtzentrum war lange vor Beginn der Veranstaltung überfüllt. Demonstranten schwenkten französische Fahnen und riefen immer wieder in Sprechchören: "Vive la France" und in Anspielung auf den Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo": "Wir sind Charlie".

Auch Staats- und Regierungschefs aus 50 Ländern gingen auf die Straße, um der Opfer zu gedenken. Darunter waren Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der britische Premierminister David Cameron und der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu reihte sich wenige Meter von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas ein. Österreich war durch Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) vertreten.

Neben der gesamten französischen Regierung und vielen weiteren Politikern wie den Ex-Präsidenten Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy reihten sich auch zahlreiche Vertreter von kirchlichen Organisationen, Gewerkschaften, Parteien, Medien und Verbänden in den Gedenkzug ein. Rund 2.200 Sicherheitskräfte sicherten den Gedenkmarsch. Allen voran setzten sich nach einer Schweigeminute Familienangehörige der 17 Opfer in Bewegung.

An dem "Republikanischen Marsch" beteiligten sich dem französischen Innenministerium zufolge zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Menschen. Außerhalb von Paris seien es zusätzlich insgesamt 2,5 Millionen gewesen. Die mit Abstand größte Kundgebung gab es mit etwa 300.000 Teilnehmern in Lyon, gefolgt von Bordeaux und Rennes. In Dammartin-en-Goële nordöstlich von Paris zogen etwa 10.000 Menschen durch die Straßen. In dem 8.000-Einwohner-Ort hatten sich sich die beiden Attentäter nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" in einer Druckerei verschanzt, wo sie am Freitag von der Polizei erschossen wurden. Bereits am Samstag hatte es in Paris eine Großkundgebung mit 700.000 Teilnehmern. Alle Veranstaltungen verliefen ohne Zwischenfälle.