GB: Camerons Angst vor dem Fernsehen
Anfang Mai wird in Großbritannien ein neues Unterhaus gewählt, genug Zeit für alle Parteien um vor diesem Urnengang noch erbittert zu streiten. Eine heftige Kontroverse über Live-Wahlkonfrontationen im Fernsehen erhitzt jetzt die politischen Gemüter.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 15.1.2015
Aus London,
Im englischen Sprachgebrauch ist dieser Tage sehr viel von Chicken die Rede, wenn es um Premierminister David Cameron geht. Übersetzt bedeutet das Huhn in diesem Zusammenhang Feigling. Cameron will die Entscheidung der unabhängigen britischen Medienaufsichtsbehörde die Grünen als Kleinpartei von den TV Wahl Debatten auszuschließen, nicht akzeptieren und weigert sich teilzunehmen. Er habe nichts gegen diese Debatten, nur müssten alle kleinen Parteien berücksichtigt werden. Cameron dreht in einem heftigen Schlagabtausch in der parlamentarischen Fragestunde den Spieß um und wirft seinem Labour Kontrahenten Ed Miliband vor, Angst zu haben mit den Grünen zu debattieren.
Der Oppositionschef spricht von einer erbärmlichen Ausrede. Der Premierminister habe nicht das Recht zu entscheiden, welche Parteien an den Wahldebatten teilnehmen dürfen.
Ed Miliband, Nick Clegg der Chef der Liberaldemokraten und Nigel Farage von der EU feindliche UK Independence Partei erhöhen in einem gemeinsamen Brief den Druck auf den Premierminister und die Fernsehanstalten. Sie fordern die Sender auf, die Abwesenheit von David Cameron mit einem leeren Pult zu symbolisieren.
Der Streit hat jetzt auch Schottland erfasst. Die Nationalisten im Norden fordern jetzt auch an den Debatten teilnehmen zu dürfen. Die SNP hat doppelt so viele Abgeordnete in London wie UKIP und die Grünen gemeinsam. Auch nicht zu vergessen ist die walisische Plaid Cymru Partei, die ebenfalls mitdebattieren will. Der Ball liegt jetzt bei den Senderchefs, eine Debatte ohne den Premierminister will man nicht riskieren. Die BBC ist auf die Rundfunkgebühren angewiesen und die Privatsender fürchten sich vor zu viel Regulierung durch künftige Gesetze.
Möglicherweise muss vor Gericht geklärt werden, wie und ob diese Debatten im Fernsehen stattfinden. Kommentatoren bezeichnen die TV Konfrontationen in Anlehnung an Monty Python als toten Papagei, dazu kommen noch die feigen Hühner, die sich die Parteien gegenseitig an den Kopf werfen. Viel Geflatter in einem Wahlkampf der noch gar nicht offiziell begonnen hat.