Terror weltweite Bedrohung

Der Terror ist die zurzeit am intensivsten wahrgenommene Bedrohung, aber bei weitem nicht die einzige: Internationale Konflikte stellten die größte Gefahr für Staaten und Volkswirtschaften dar, sagt der neue Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums. Geopolitische Risiken haben wirtschaftliche verdrängt vom ersten Platz auf der Bedrohungsliste. Das Weltwirtschaftsforum hat insgesamt 28 Haupt-Risiken herausgearbeitet.

Morgenjournal, 16.1.2015

Aus London,

Bedrohungen gewandelt

Internationale Konflikte stellen die größte Gefahr für Staaten und Volkswirtschaften dar. Das ist das Ergebnis des neuen Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums. Es hat rund 900 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik nach den größten Bedrohungen der nächsten zehn Jahre befragt. Während in der Vergangenheit Finanz- und Wirtschaftskrisen ganz oben auf der Liste standen, sind es jetzt geopolitische Risiken, die die Stabilität von Regierungen gefährden und gravierende Auswirkungen auf die Bevölkerung haben. Das Weltwirtschaftsforum hat insgesamt 28 Risiken identifiziert. Erstmals werden auch Klimawandel und extreme Wetterereignisse als bedrohlicher eingestuft als ökonomische Gefahren.

Die Welt ist 2015 nicht gefährlicher geworden, die Art der Bedrohung hat sich aber drastisch geändert, sagen Experten in der 10. Ausgabe des Global Risk Report. Geopolitische Risiken verdrängen ökonomische vom ersten Platz auf der Gefahrenliste. Der Machtkampf zwischen Europa und Russland in der Ukraine, der Vormarsch von islamistischen Extremisten in Syrien und im Irak sowie andere Konfliktherde im Mittleren Osten bedrohen die globale Stabilität. Terroristen würden immer erfolgreicher ihre Propaganda im Westen verbreiten, sagt Espen Barth Eide, vom Weltwirtschaftsforum. Die Auswirkungen seien dramatisch, wie schon die jüngsten Anschläge in Paris gezeigt hätten. Gleichzeitig sei die Gründung des Nicht-Staates Islamic State ein neues Paradoxon. IS erobere neues Territorium, organisiere eine Art Banken- Verteidigungsstruktur. Es halte seine Gebiete, anders als andere Terroristen, die zuschlagen und dann flüchten.

Das Scheitern des arabischen Frühlings habe die Situation noch verschärft, sagt Eide. Moderate islamische Kräfte die an der Urne gewinnen wollten, seien durch autoritäre Regime zurückgedrängt worden, dem Westen fehlten nun diese Verbündeten. Die systematische Ausgrenzung von Menschen in unserer Gesellschaft sei auch ein idealer Nährboden für extreme Kräfte, Eide urgiert mehr Integration in Europa.

Die Experten warnen in ihrer Studie auch vor den Konsequenzen einer hyper-vernetzten Gesellschaft, parallel zu den Angriffen in der realen Welt würden Terrornetzwerke und Cyber Crime Banden auch im Internet Attacken durchführen. John Drzik, Risikoexperte des globalen Versicherungsriesen Marsh schätzt die Schäden durch Internetkriminalität auf rund jährlich 400 Milliarden Dollar, das ist das Bruttoinlandsprodukt Österreichs.

Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Regierungen müsse verstärkt werden um dieser Gefahr entgegenzuwirken, sagt John Drzik. Die befragten Experten im Bericht beurteilen sowohl die Eintrittswahrscheinlichkeit von Krisenszenarien in den kommenden zehn Jahren als auch die möglichen Folgen. Die weitreichendsten Auswirkungen könnte die durch den Klimawandel herbeigeführte Wasserknappheit in Teilen der Welt haben. Die Besorgnis wächst, dass der Zugang zu frischem Wasser zu einem geopolitischen Problem wird. Genauso wie im 20. Jahrhundert Kriege um Erdöl geführt wurden, könnten im 21. Jahrhundert Konflikte um Wasser ausbrechen sagt der Risikoexperte.

Die internationale Staatengemeinschaft sei aufgerufen auf den Weg der Partnerschaft zurückzukehren anstatt weiter Wettbewerb anzustreben, ein unmissverständlicher Denkanstoß für die Reichen und Mächtigen beim Weltwirtschaftsforum nächste Woche in Davos.