Koalition gegen Boko Haram

Mindestens 13.000 Tote, Tausende Verschleppte und mehr als 1,5 Millionen Flüchtlinge - der Terror von Boko Haram ist seit 2009 Realität im Nordosten von Nigeria, kaum beachtet von der Weltöffentlichkeit. Mittlerweile kontrollieren die radikalislamischen Kämpfer von Boko Haram eine Fläche in der Größe von Belgien und sie weiten ihre Angriffe auch immer öfter auf das benachbarte Kamerun aus. Jetzt scheint sich langsam Widerstand zu formieren - möglicherweise auch mit Unterstützung Europas.

Morgenjournal, 20.1.2015

Erschossen oder verkauft

Die 16-jährige Lidia Musa hat ihre Eltern, ihre Geschwister und ihre Heimat an die Terroristen von Boko Haram verloren: Wir sind in die Berge gerannt, sie haben uns verfolgt und getötet, sie haben meine Eltern erschossen, wir trauern.

Seit mehr als einem Jahr operiert Boko Haram auch in Kamerun. Zuletzt am Wochenende. Terroristen legen in drei Dörfern Feuer, sie töten und verschleppen - vor allem Kinder. Buben werden meist als Kinder-Soldaten eingesetzt, Mädchen als Arbeits- oder Sex-Sklavinnen. Franziska Ulm, Afrikareferentin von Amnesty International. Die Mädchen werden in Nachbarländer für Zwangsheiraten verkauft, um Gelder einzunehmen.

Weltweites Entsetzen hat etwa vor einem Jahr die Entführung von 240 Schülerinnen ausgelöst, die Mädchen sind bis heute nicht gerettet worden. Die Nigerianische Regierung scheint machtlos zu sein. Es gebe auch Hinweise, dass die Regierung von Boko Haram-Leuten infiltriert sei.

Die Armee von Kamerun hat laut eigenen Aussagen 20 der am Wochenende Verschleppten befreien können, aber es ist nur eine von vielen Geisel-nahmen. Allein nach dem Massaker von Baga mit bis zu 2.000 Toten vor zwei Wochen sollen Boko Haram Kämpfer hunderte Menschen verschleppt haben.

Jubelnd begrüßen die Menschen im Norden von Kamerun Soldaten und Panzer aus dem Tschad - ihr Ziel die Einnahme der Stadt Baga auf der nigerianischen Seite des Tschad-Sees. Die ausufernde Gewalt in dem für West- und Zentralafrika verkehrs- und handelstechnisch wichtigen Dreiländereck zwischen Nigeria Kamerun und dem Tschad dürfte Präsident Idrys Déby zum Handeln bewogen haben: Ich rufe den gesamten Kontinent und alle afrikanischen Länder auf gemeinsam mit uns eine Koalition gegen Boko Haram zu bilden und der Welt zu zeigen, dass Afrika seine Probleme selbst lösen kann.

Auch der Präsident von Ghana John Dramani Mahama kündigt gestern bei einem Berlin-Besuch Gespräche über eine solche Eingreif-Truppe zwischen den Staaten der Region an: Die Nachricht dass der Tschad Truppen nach Kamerun geschickt hat, ist ermutigend aber ich glaube wir müssen das strukturierter angehen, mit einem Mandat für eine regionale Truppe, um mit den Sicherheitsproblemen in Nordosten Nigerias fertig zu werden.

Deutschland sei zu finanzieller Hilfe im Kampf gegen Boko Haram bereit so Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und auch auf EU Ebene werde darüber gesprochen werden. Denn der Terrorismus sei überall gleich schlimm, egal ob er in Paris oder in Nigeria stattfinde.

Und doch gibt es einen Unterschied: die radikalislamische Terrormiliz Boko Haram wütet bereits seit 6 Jahren im Nordosten Nigerias, seit 13 Jahren verfolgt sie das Ziel dort einen Gottesstaat zu errichten. Tatsachen die erst jetzt langsam bis in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit dringen.