Die Zukunft des Wien Museums

Welches Wien Museum braucht Wien? Und: Welche Aufgaben hat ein Stadtmuseum im 21. Jahrhundert? Das waren die Fragen gestern Abend im Ausstellungszentrum Heiligenkreuzerhof in der Wiener Innenstadt. Gerichtet wurden sie an den Anthropologen und Kulturmanager Matti Bunzl, der ab 1. Oktober als Nachfolger von Wolfgang Kos das Wien Museum leiten wird.

Morgenjournal, 20.1.2015

Der 43-jährige gebürtige Wiener war Professor für soziale Anthropologie an der Universität von Illinois und künstlerischer Leiter des "Chicago Humanities Festivals", nach einem viertel Jahrhundert kehrt er in seine Heimatstadt zurück. Im Gespräch mit Kristina Pfoser hat Matti Bunzl seine Ideen für die Zukunft des Museums skizziert.

Matti Bunzl sprudelt vor Ideen und Engagement. Zu allererst outet er sich als begeisterter Wien-Museums-Stammgast, der bei seinen regelmäßigen Wien-Besuchen ebenso regelmäßig im Haus am Karlsplatz eingekehrt ist. Dort will Matti Bunzl jetzt ein "Labor der Zivilgesellschaft" etablieren.

Ort der Stadtforschung

Mit den Themen zeitgenössischer Stadtmuseen hat sich Matti Bunzl bis dato vor allem wissenschaftlich beschäftigt: mit Migration, Globalisierung oder Minderheiten. Als Ort der Stadtforschung will er jetzt auch "sein" Museum etablieren - mit genauem Blick für gesellschaftliche Zusammenhänge soll hier nicht nur Geschichte hinterfragt werden. Matti Bunzl geht es auch darum, aktuelle Stimmungslagen auszuloten und so die Zukunft mitzugestalten.

Museum als transnationaler Ort

Matti Bunzl nennt Themen wie Antisemitismus und Islamophobie - globale Themen, die man dringend auch lokal aufbereiten sollte - und zwar für einen transnationalen Raum: "Ausstellungen bewusst so zu gestalten, dass sie an andere Orte reisen können", erklärt Bunzl. Wie können Lebensentwürfe, stadtbauliche Entwürfe, die etwas spezifisch Wienerisches haben museal exportiert werden? Wie könnte das im amerikanischen Kontext, im osteuropäischen, im ostasiatischen Kontext wirken.

Generalsanierung

Schon bald nach seinem Amtsantritt wird Matti Bunzl neben einem neuen Konzept für die Dauerausstellung auch eine Baustelle stemmen müssen: Die Generalsanierung des Haerdtl-Baus am Karlsplatz und einen Zubau. Der Architekturwettbewerb soll heuer im Frühjahr ausgeschrieben werden. Und wenn alles gutgeht, sagt Matti Bunzl, dann steht das Wien Museum neu bereits 2019. Pläne für eine erste Ausstellung gibt es schon:

Zukunftsausstellung 2050

"Die Ausstellung könnte man 'Wien 2050' nennen," so Bunzl, "mit Architekten, mit Stadtplanern, mit Designern, mit Künstlern und mit der Bevölkerung - Zukunftsentwürfe für die Stadt."

Gemeinsam mit Wolfgang Kos plant Matti Bunzl jetzt das Jahr 2016. Der Ausstellungskalender bis Jahresende steht bereits: Im Februar wird im Wien Museum eine Schau über "Orte der Roma und Sinti" eröffnet, im März eine große Galizien-Ausstellung.

Service

Ein ausführliches Gespräch mit Matti Bunzl hören Sie heute im "Kulturjournal" um 17:09 Uhr.

Wien Museum