Warum wir andere Häuser brauchen

Wohnkomplex

Warum versprechen sich Menschen von einem Einfamilienhaus ein besseres Leben? Ökonomisch und ökologisch werden wir uns das in Zukunft nicht mehr leisten können, meint Niklas Maak, Professor für Architekturgeschichte und Redakteur der FAZ. Das Bauen muss neu gedacht werden, verkündet er in seinem Buch "Wohnkomplex".

"Ein andregendes Buch."

Warum stehen bei Bauherren Fertighäuser im Allgemeinen und das Modell "Flair 113" im Besonderen derzeit so hoch im Kurs? Auf der Suche nach einer Antwort hat Niklas Maak das Haus selbst in Augenschein genommen. Dort stehen Musterhäuser der Firma Town & Country - inmitten anderer Niedrigpreis-Retortenbauten, die einen deprimierenden Anblick bieten. Die "ökonomische Verödung", sagt Maak, "die die Innenstädte zu Wüsten macht, findet ihr Pendant vor der Stadt in den mit Baumarktlametta individualisierten Serienbauten, deren Aussehen die pressure groups der Bauindustrie bestimmen."

Maak geht es um mehr als um Architekturkritik. Er beschäftigt sich auch mit politischen, ökonomischen und sozialen Fragen. So widmen sich Abschnitte seines Buches unter anderem der "Pathologie des Privaten", einer "Architektur der Gastfreundschaft" oder der "Ideologiegeschichte des kleinfamiliären Wohnens".

Auch wenn viele aktuelle Entwicklungen wenig Anlass zu Optimismus geben, die architektonische Einfallslosigkeit à la "Flair 113" immer mehr um sich greift und die "Zombifizierung" der Städte voranschreitet, wie Maak die Verwandlung des öffentlichen Raumes in Luxusghettos und sterile Büroburgen nennt, so steht am Ende seines anregenden Buches nicht nur ein Appell für eine neue Baupolitik, sondern auch ein geradezu überraschend zuversichtliches Credo: "Es sind gute Zeiten für Architekten." Denn sie sind es schließlich, die wie kaum andere dazu beitragen können, ob und wie wir unsere Krisen bewältigen, die ja fast immer auch Bau- und Immobilienkrisen sind.

Service

Niklas Maak, "Wohnkomplex - Warum wir andere Häuser brauchen", Carl Hanser Verlag