Ärzteprotest gegen neue Arbeitszeit
Unter den Spitalsärzten brodelt es. Sie befürchten massive Gehaltseinbußen durch das neue Ärztearbeitszeitgesetz, das die Höchstarbeitszeit in den Spitälern aufgrund von EU-Vorgaben einschränkt. Die Ärztekammer in Wien ruft heute Abend zum Protest zum Wiener Rathaus. Auch in Kärnten gärt es unter den Ärzten. Die Steiermark und Salzburg hingegen gelten als Musterbeispiele für eine neue Gehaltsregelung, mit der alle Seiten zufrieden sind.
8. April 2017, 21:58
APA/HELMUT FOHRINGER
Mittagsjournal, 5.3.2015
Neidisch könnten Spitalsärzte in anderen Bundesländern werden, wenn sie nach Salzburg blicken. Hier haben sich Ärzteschaft und Land darauf geeinigt, das Grundgehalt je nach Ärztegruppe um 30 bis 37 Prozent anzuheben. Damit soll ausgeglichen werden, dass durch die Beschränkung der Höchstarbeitszeit auf 48 Stunden die Ärzte künftig weniger Nachtdienste machen können, die bisher die Gehälter wesentlich aufgefettet haben. Außerdem sind wohl die Gehälter durch die Nähe zu Deutschland höher ausgefallen, wo Ärzte bis jetzt deutlich besser bezahlt werden. Fast 84 Prozent der Ärzte stimmten in Salzburg für das neue Gehaltsschema.
Auch in der Steiermark zeigen sich die Ärzte mit den neuen Regelungen zufrieden, wo die Grundgehälter zwischen 10 und 18 Prozent steigen werden.
Für die Kärntner Spitalsärzte gilt die Steiermark als Vorbild. Sie wollen sich mit dem Gehaltsvorschlag des Landes noch nicht zufrieden geben, es wird weiter verhandelt.
Auch das Burgenland schielt in die Steiermark und verhandelt jedenfalls noch März.
Aufgeheizt ist die Stimmung in Wien. Für die städtischen Spitäler hat man sich zwar unlängst auf eine Lösung geeinigt. Seit bekannt ist, dass dadurch aber auch fast 400 Arztstellen bis 2018 eingespart werden sollen, ist die Ärzteschaft aufgebracht. Dass sie sich in der Urabstimmung, die seit heute bis Montag durchgeführt wird, mehrheitlich für das neue Gehaltsschema ausspricht, ist keineswegs fix.
Auch im Sonderfall AKH als Universitätsklinik steht die Einigung noch aus. Das Angebot des Rektorats sieht nach Ansicht des Betriebsrats zu wenig Zeit für Forschung und Lehre und eine zu geringe Anhebung der Gehälter vor. Weitere Verhandlungen, aber auch weitere Betriebsversammlungen stehen in den nächsten Tagen an.
Ähnlich angespannt ist die Stimmung in der Innsbrucker Universitätsklinik. Für die Landesspitäler hingegen hat man sich in Tirol auf staffelweise Gehaltsnachbesserungen als Übergangslösung geeinigt.
In Oberösterreich wehrte die Freude über die Einigung auf ein Gehaltsplus zwischen fünfzehn und 20 Prozent nicht lange. Die Ärztekammer führt nun im April eine Urabstimmung durch. Das Land hofft trotzdem, dass das Gehaltsmodell per 1. Juli startet.
Niederösterreich und Vorarlberg haben übrigens schon 2012 bzw. 2013 Gehaltsreformen und im Wesentlichen auch das Arbeitszeitgesetz umgesetzt.