Israel-Wahl: Araber treten gemeinsam an

Erstmals in der Geschichte Israels treten die arabischen Parteien Israels gemeinsam bei einer Wahl an. Die Vereinigte Arabische Liste könnte laut Umfragen sogar drittstärkste Kraft werden, ein Erdbeben in der politischen Landschaft Israels.

Mittagsjournal, 16.3.2015

Große inhaltliche Unterschiede

Nazareth im Norden des Landes gilt als arabische Hauptstadt Israels. 70 Prozent der Einwohner sind Muslime, 30 Prozent Christen, fast alle arabische Israelis - so die offizielle Bezeichnung - oder Palästinenser wie sie sich selbst nennen. Das Wahlkampfhauptquartier liegt im Zentrum der Stadt, gleich bei der katholischen Verkündigungskirche - und es herrscht hier Aufbruchsstimmung.

Es sind Nationalisten, Kommunisten und Islamisten die am Dienstag gemeinsam antreten. Umfragen sagen ihnen bis zu 15 Sitze im Israelischen Parlament der Knesset voraus. Natürlich gibt es große inhaltliche Differenzen räumt Hanan Soabi ein, Mitglied der arabisch nationalistischen Balad-Partei und Kandidatin für den siebenten Listenplatz. "Aber was uns eint, wir sind alle Palästinenser, weil wir alle Rassismus, Diskriminierung und Feindlichkeit erleben."

Möglicher Koalitionspartner?

Das Mitte-Links-Bündnis von Izchak Herzog und Zipi Livni liegt laut Umfragen vor der Likud-Partei Benjamin Netanjahus. Herzog werde nach der Wahl auf jeden Fall gezwungen sein, mit der Vereinigten Arabischen Liste zusammenzuarbeiten, sagt die israelische Politikwissenschaftlerin Tamar Hermann,
Sonst sei es ihm völlig unmöglich eine Koalition zu bilden.

Hermann hält es zumindest nicht für völlig ausgeschlossen, dass die Vereinigte Arabische Liste trotz aller Beteuerungen nach der Wahl doch eine Regierungsbeteiligung anstreben könnte, auch wenn das vor allem im sensiblen Sicherheitsbereich - bisher ohne jede arabische Beteiligung - die Spielregeln völlig ändern würde.