Steuerreform - Erhöhungen im Kulturbereich

Teil der Steuerreform ist eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf Kulturtickets. Im Vorfeld befürchtete man noch eine Verdopplung der Mehrwertsteuer von zehn auf 20 Prozent, und zwar bei allen Kinotickets und Museumseintritten, Theater- und Konzertkarten und sogar bei Büchern.

Wie man seit letzten Freitag weiß, ist die Sache noch einmal glimpflich abgegangen: Die Mehrwertsteuer bei Kulturtickets wurde nur auf 13 Prozent erhöht, der Steuersatz bei Büchern blieb gleich. Wirklich erleichtert ist man in der Kulturszene trotzdem nicht.

Morgenjournal, 17.3.2015

Kulturnation ade

Als "erträglichen Kompromiss" sehen die Kulturveranstalter die Anhebung der Mehrwertsteuer auf 13 Prozent. Im Vorfeld hatten sich die meisten von ihnen spontan zur Plattform "Nein zur Ticketsteuer" zusammengeschlossen. Unterstützung fand diese Initiative auch von Seiten des Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Der sieht den Regierungsbeschluss mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Bei einem durchschnittlichen Theaterpreis von sagen wir 30 Euro sind das 90 Cent. Das ist einerseits verkraftbar, andererseits ist es kein Signal für eine Kulturnation."

Ein kleiner Aufschlag auf die Einzelkarte bedeutet in Summe eine bedeutende Mehrbelastung für die Veranstalter. Thomas Drozda, Direktor der Vereinigten Bühnen Wien, rechnet vor: "Im Theater in der Josefstadt sind es 240.000 Euro, im Volkstheater 80.000 Euro, bei den Vereinigten Bühnen 600.000 Euro. Wir arbeiten alle mit sehr engen Budgets, und es wird keine andere Möglichkeit geben, als das weiterzugeben."

"Schritt in die falsche Richtung"

Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen und Autoren sieht in dieser Politentscheidung deshalb auch einen Schritt in die falsche Richtung. Hatte man die letzten Jahre noch versucht, zusätzliches Publikum in Kulturveranstaltungen zu locken, durch Gratiseintritt in Museen für Jugendliche etwa, würde jetzt wieder signalisiert, dass es sich bei Kultur um Luxus handle.

Bei den Theatern und Opernhäusern hofft man jetzt noch, dass der neue Mehrwertsteuersatz erst die Ticketverkäufe für die kommende Spielsaison betrifft, also erst mit 1. Juli schlagend wird, die laufende Saison also mit dem alten Satz abgewickelt werden kann. Ja, und dann hofft man natürlich, dass es bei dieser einmaligen Anhebung der Mehrwertsteuer bleiben wird.

In Sachen Buchpreis hatte sich Bundesminister Josef Ostermayer vehement für eine Beibehaltung des alten Steuersatzes eingesetzt. Dass er damit erfolgreich war, hat die Buchbranche mit einem hörbaren Aufatmen quittiert.

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