Zeiden, im Januar

8. April 2017, 21:58

Ursula Ackrill: Mutter Rumänin, Vater Siebenbürger Sachse. Geboren 1974 in Rumänien, wo sie Germanistik und orthodoxe Theologie studiert hat. Promoviert hat sie schließlich an der University of Leicester über die deutsche Schriftstellerin Christa Wolf. In England, in Nottingham, lebt sie heute auch als Bibliothekarin.

Der Roman spielt in Zeiden, einem Ort im südöst-lichen Teil Siebenbürgens, auch Burzenland genannt, in dem um 1930 rund 5.000 Menschen lebten, darunter über 3.000 deutsch sprechende Sachsen - heute sind es noch 500. Die aus vielen, mit präzisen Orts- und Zeitangaben überschriebenen Abschnitten zusammengesetzte Geschichte konzentriert sich im Wesentlichen auf einen einzigen Tag, den 21. Januar 1941 zwischen 6.45 Uhr und 22.59 Uhr, dazwischen jedoch immer wieder Rückblenden: 1898, 1928, 1913, 1939. Bahnhof in Kronstadt, Straße in Bukarest, Zeidener Rathaus. Gymnasium, Apotheke, Waldbad.

Aus unterschiedlichen Perspektiven, mit einer Vielzahl von Erzählsplittern will Ursula Ackrill das rekonstruieren, was sie die "verschwiegene Geschichte" nennt: die Siebenbürger Sachsen und ihr Selbstverständnis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs - eine Minderheit zwischen Anpassung und Autonomie, zwischen Opportunismus, Minderwertigkeitsgefühl, faschistischer Propaganda und trotzigem Selbstbehauptungswillen.

"Zeiden, im Januar" erzählt von einem Tag in einem kleinen Ort in Rumänien - und zugleich von nichts weniger als, zumindest in Bruchstücken, der Geschichte der Siebenbürger Sachsen: in einem außergewöhnlichen und außergewöhnlich mutigen, wenn auch nicht rundum gelungenen Romandebüt, einem sehr dichten, avancierten und sprachver-liebten Stück Literatur, das mit starken Sätzen und Passagen aufwartet, aber auch mit verquast wirkenden Formulierungen und mancher eher blass bleibenden Figur.