Wim Wenders' "Every Thing Will Be Fine"
Das Thema Schuld und wie Menschen damit umgehen ist ein Dauerbrenner im Kino. Auch der deutsche Regisseur Wim Wenders macht die Schuld in seinem neuen Film zum Zentrum einer in Kanada angesiedelten Geschichte rund um einen Schriftsteller in der Lebenskrise.
8. April 2017, 21:58
Doch der Titel weckt Hoffnungen: "Every Thing Will Be Fine". In den Hauptrollen des Dramas im 3D-Format spielen James Franco und Charlotte Gainsbourg.
Mittagsjournal, 30.3.2015
Die Stille im brüllenden Leiden
Es läuft gerade nicht so gut im Leben des Schriftstellers Tomas Eldan (James Franco). Zu einer ausgewachsenen Schreibkrise kommt ein Beziehungsleben im Stillstand und dann noch ein Autounfall, bei dem ein kleiner Bub ums Leben kommt. Ab diesem Zeitpunkt wird alles anders sein.
Thomas trifft juristisch und moralisch keine Schuld und dennoch wird er das Gefühl von Schuld nicht mehr los. Daraus konstruiert Regisseur Wim Wenders ein Drama, das seine Eigenwilligkeit im Vergleich zu ähnlichen Geschichten betonen möchte. "Der Film zeigt einen Heilungsprozess und in der heutigen Zeit erscheine das fast schon wie ein Märchen", erklärte Wenders dem internationalen Fachpublikum bei der heurigen Berlinale.
Trügerische Gelassenheit
Wenders verfilmt hier vor allem die Stille im brüllenden Leiden. Der Verzweiflung wird keiner der üblichen Kinoauftritte gegönnt, ein Selbstmordversuch bis zu einer fast obszönen Normalität heruntergespielt. Die Zeit lässt zwar Wunden heilen, aber nie gänzlich verheilen. Und die Zeit vergeht verdammt langsam.
Zwischen Aufbäumen und Sich-Abfinden schält Wim Wenders ein Charakterporträt des Schriftstellers heraus. Wenders Bilder entsprechen der trügerischen Gelassenheit seiner Figuren, er schiebt sie mit der Poesie der Malerei und der schroffen Schönheit der kanadischen Natur an.
Vater und Sohn
Der Schmerz weckt - freilich ein Klischee - die künstlerische Kreativität: Aus dem brotlosen Schreiber wird ein Erfolgsautor. Die Vergangenheit wird er aber erst los, als er sie in permanent in die Gegenwart herüberholt. Die Brücke dafür bildet der mittlerweile halbwüchsige Bruder des verunfallten Buben. Hier findet einer der kein Vater sein kann, einen Sohn und einer der keinen Vater hat, eben einen solchen. So sehr man das Schicksal beklagen möchte, so sehr könnte man ihm also auch dankbar sein. Am Ende löst der Filmtitel sein Versprechen doch noch ein: "Every Thing Will Be Fine."