Athen ohne neue Hilfe bald pleite
Griechenland setzt weiter auf die Hilfe der EU. Die Finanzkrise des Landes kann nach Ansicht des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis nur in der „europäischen Familie“ gefunden werden, wie er wörtlich sagte. Der griechische Wirtschaftsminister Georgos Stathakis bestätigt gegenüber dem ORF, dass Griechenland ohne weitere Hilfsgelder der EU im Mai pleite ist.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 7.4.2015
Griechenland zahlt seine Schulden nur dann voll zurück, wenn die Wirtschaft ordentlich wächst. Wächst sie langsam oder gar nicht, muss das Land auch weniger zurückzahlen. Das ist die neueste Idee der griechischen Regierung, vorgebracht von Wirtschaftsminister Georgos Stathakis im ORF-Interview. Wie sein Chef Alexis Tsipras versichert auch der Wirtschaftsminister: Griechenland sei bereit, alles zurückzuzahlen. Die anderen EU-Länder müssten allerdings mithelfen, meint Georgos Stathakis. Und da gibt er sich recht zuversichtlich.
Wollen im Euro bleiben
Der 61 jährige griechische Wirtschaftsminister Jorgos Stathakis zeigt sich angesichts der prekären Finanzlage seines Landes optimistisch und gelassen. Der ehemalige Uni-Professor für Wirtschaftswissenschaften betont, dass die griechische Wirtschaft nach 5 Jahren Rezession wieder wächst, daher sei es seiner Regierung auch möglich, den finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, wie Jorgos Stathakis sagt: Griechenland hat seit fast einem Jahr kein Geld mehr bekommen, und dennoch werden wir unter allen Umständen unsere Kredite zahlen, solange das möglich ist.
Und das ist solange möglich, solange die EU Griechenland nicht hängen lässt. Noch im April braucht die Regierung in Athen die fixe Zusage, dass die vom laufenden Hilfsprogramm noch ausständigen 7,2 Milliarden ausbezahlt werden. So ein Abkommen mit den Geldgebern muss jetzt sehr rasch geschlossen werden, betont Wirtschaftsminister Stathakis: Im April kann sich Griechenland noch finanzieren, kann am Mittwoch dem IWF, dem Internationalen Währungsfonds den 450 Millionen Euro Kredit -wie vereinbart- zurückzahlen sowie die Beamtengehälter und Pensionen auszahlen. Aber dann ist Schluss. Auf die Frage, ob Griechenland im Mai zahlungsunfähig ist, wenn sie ab jetzt kein Geld mehr bekommt, antwortet der Wirtschaftsminister: Ja, das ist mehr oder weniger korrekt!
Beim Treffen mit den EURO-Ländern am 24. April möchte Griechenland nicht nur die 7,2 Milliarden Euro in der Tasche haben, sondern auch Klarheit schaffen, wie es dann ab Sommer weitergehen soll. So etwa will die Regierung ihre Schuldentilgung vom Wirtschaftswachstum des Landes abhängig machen. Wirtschaftsminister Stathakis erläutert: Die Höhe der Rückzahlung muss an das Wachstum der Wirtschaft geknüpft werden. Wenn die Wirtschaft gut läuft, zahlen wir mehr zurück, läuft sie weniger gut, zahlen wir weniger. Diese Zahlungsanpassung an die Wirtschaftsleistung ist die Lösung des Problems.
Ein Ausstieg aus der Eurozone kommt für Wirtschaftsminister Jorgos Stathakis nicht in Frage. Den Euro aufzugeben, hätte große negative Auswirkungen auf die griechische Wirtschaft. Daher ist meine Partei Syriza entschlossen den Euro unter allen Umständen zu behalten. Die Wirtschaft würde ohne Euro zu sehr leiden.
Um die Wirtschaft Griechenlands voran zu treiben, sucht die Regierung in Athen nun auch die Nähe Russlands. Am Mittwoch reist Ministerpräsident Tsipras nach Moskau. Die griechische Regierung bemüht sich zwar nicht um russische Hilfskredite, sondern um intensivere Wirtschaftsbeziehungen mit Russland, die der angeschlagenen griechischen Wirtschaft helfen könnten.