Pulverfass Jemen

Wird der Jemen ein neues Afghanistan? Ein ewiger Konfliktherd? Oder noch schlimmer - ist der Jemen die brennende Lunte, die auch in anderen muslimischen Ländern den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten zur Explosion bringt? Hier geht es um mehr als einen Regionalkonflikt. Das weiß man auch in Pakistan, das jetzt von Saudi Arabien um Hilfe gebeten wurde. Denn die Atommacht Pakistan sitzt selbst auf einem Pulverfass.

Stammeskämpfer in Jemen

EPA/STRINGER

Mittagsjournal, 7.4.2015

Die Anfrage der Saudis liegt am Tisch. Klar und deutlich: Der pakistanische Verteidigungsminister Muhammad Asif bringt sie dem Parlament zur Kenntnis: Die Saudische Regierung hat mit Freude zur Kenntnis genommen - dass wir die territoriale Integrität Saudi Arabiens voll unterstützen. Gleichzeitig haben sie uns gebeten: Flugzeuge, Schiffe und Bodentruppen zur Unterstützung zu schicken.

Damit hat Pakistan ein echtes Problem am Hals sagt der Pakistan Experte Christian Wagner, von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik. Denn: rund 20 Prozent der Pakistanis sind Schiiten. Immer wieder ist es auch in der Vergangenheit zu blutigen Konflikten zwischen ihnen und der sunnitischen Mehrheit gekommen.

Außerdem hat Pakistan selbst mehrere Fronten. Neben dem Dauerkonflikt mit Indien, der Truppen bindet, ist es vor allem der Kampf gegen den Terror.

Aber gleichzeitig ist Pakistan ein enger Verbündeter Saudi Arabiens. Und auch persönliche Loyalitäten gibt es- Premierminister Nawaz Sharif ist mehrere Jahre im politischen Asyl in Saudi Arabien gewesen. Und auch die mächtige Bhuto-Familie pflegt beste Kontakte mit dem saudischen Königshaus.

Christian Wagner sieht allerdings eine Möglichkeit wie Pakistan aus dieser schwierigen Lage wieder herauskommen könnte: die Regierung macht Truppenzusagen an Saudi Arabien und bindet das am Schutz des saudischen Territorium um nicht an offensiven Operationen beteiligt zu sein.

Aber auch da wird es heftige Diskussionen geben. Denn bis jetzt hat Pakistan seine Truppen nur im Rahmen von UNO Einsätzen ins Ausland geschickt. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich der Jemen in ein zweites Afghanistan verwandelt. Jedenfalls werde es keine schnelle Lösung geben, so Wagner.

Insgesamt, ist sich Christian Wagner sicher, der Krieg im Jemen ist für die gesamte muslimische Welt brandgefährlich weil der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten damit auch schnell in andere Länder getragen werden kann.