Nationalrat: Heiße Debatte über Rauchverbot
Die Regierungsparteien haben sich geeinigt auf die Ausweitung des Nichtraucherschutzes. Vertreter der Gastronomie wehren sich gegen die Lösung, dass ab 2018 generell in Lokalen das Rauchen verboten sein soll, während von Seiten der Ärzteschaft die Frage gestellt wird, warum erst so spät. Auf politischer Ebene hat heute die Debatte im Nationalrat begonnen.
8. April 2017, 21:58

APA/ROBERT JÄGER
Mittagsjournal, 22.4.2015
Aus dem Parlament,
Die bekannten Pro- und Contra-Positionen zum von der Regierung geplanten strikten Rauchverbot in der Gastronomie prallten Mittwoch im Nationalrat aufeinander. Denn die FPÖ hatte das Thema für die Aktuelle Stunde ausgewählt - um diesen "Schritt in Richtung Bevormundungsstaat" scharf zu kritisieren und vor negativen Auswirkungen auf die Gastronomie zu warnen.
"Deutlich Stopp" sage die FPÖ, wenn "in das Leben von Menschen hinein Politik gemacht" und ihnen die freie Entscheidung genommen wird, sprach sich Parteichef Heinz-Christian Strache gegen "Verbotsexzesse" aus. Wenn man so weitermache, müsse man Zwangsspeisepläne vorgeben, Schokolade verbieten oder auf Weinflaschen eine geschädigte Leber abbilden. Die FPÖ werde alles bis hin zum VfGH versuchen, um das Komplett-Verbot zu Fall zu bringen.
Als "Fehlbesetzung" titulierte Strache den Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) - habe sich die Gastronomie doch nicht auf die 2008 beschlossene Regelung verlassen können. Der Angesprochene verteidigte die Meinungsänderung der ÖVP: Die alte Lösung sei eine "halbherzige" gewesen, aber der Tourismus habe sie unbedingt gewollt. Sie habe sich aber nicht bewährt und zu mehr als 15.000 Anzeigen in fünf Jahren geführt. Die Neuregelung sei auch mit den Wirten "durchaus verhandelt", die Übergangszeit von drei Jahren seriös. Gesundheitsminister Sabine Oberhauser (SPÖ) nahm an der Debatte nicht teil, Mitterlehner - bei dem sie sich per SMS gemeldet hatte - wünschte ihr alles Gute für die Genesung von ihrer Krebserkrankung.
"Nicht Fisch und nicht Fleisch" war die alte Regelung für SPÖ-Abg. Erwin Spindelberger. Immer noch werde Essen durch Rauch getragen und Nichtraucher müssten durch Raucherräume zur Toilette gehen. Und es "muss die Aufgabe des Staates sein, Menschen vor den Gefahren des Passivrauchens zu schützen". Grünen-Chefin Eva Glawischnig führte die 240.000 Gastronomie-Mitarbeiter an, die sich "ihren Arbeitsplatz nicht aussuchen können" - aber auch die Kinder, die sich nicht aussuchen könnten, ob sie im Raucher- oder Nichtraucherbereich eines Lokals sitzen. Sie forderte bessere Präventionsarbeit bei Jugendlichen.
Letzteres tat auch Team Stronach-Klubobfrau Waltraud Dietrich, aber sie lehnt das strikte Rauchverbot ab. Eine solche Verbotskultur müsse zur Schließung von Fastfood-Ketten oder halbleeren Regalen in Supermärkten, denn an Fettleibigkeit oder Bluthochdruck würden auch viele Menschen sterben.
Einige Skepsis zeigte NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn, selbst Wirt und Hotelier: Zwar wäre ein Rauchverbot aus gesundheitspolitischer Sicht richtig, aber letztlich sollte es immer noch die freie Entscheidung eines Unternehmers sein, ob er ein Raucherlokal haben wolle. Zudem werfe die Neuregelung neue Konfliktfelder auf - etwa wenn sich Nachbarn beschweren, weil Gäste vor der Tür rauchen. (Text:APA, Red., Audio: ORF)