Weltkulturerbe in Nepal zerstört
Das schwere Erdbeben in Nepal bedeutet auch einen Schlag für das Kulturerbe des Landes: Der historische Kern der Hauptstadt Kathmandu, die angrenzenden Königsstädte und weitere Anlagen im Kathmandu-Tal zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe und wurden zum Teil völlig zerstört.
8. April 2017, 21:58
Der österreichische Denkmalpfleger Thomas Schrom ist seit einigen Jahren in Patan tätig und war Zeuge der Katastrophe vom vergangenen Wochenende.
Morgenjournal, 28.4.2015
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Sieben Weltkulturdenkmäler finden sich im Kathmandu-Tal, dessen Dichte an Tempeln weltweit unübertroffen ist. Viele von ihnen liegen nun in Schutt und Asche: Der Durbar-Platz mit seinen charakteristischen Pagodentempeln im historischen Zentrum der Hauptstadt gleicht einem Trümmerfeld; vom neunstöckigen Dharahara-Turm, einem vielbesuchten Wahrzeichen Kathmandus, steht nur noch der Sockel. Hier werden zahlreiche Touristen unter den Opfern vermutet.
Spendenkonten
Basanthapur und Patan in Trümmern
Außerhalb Khatmandus sind die Königsstädte Basanthapur und Patan, deren Entstehung bis ins dritte Jahrhundert zurückreicht, am schlimmsten vom Erdbeben betroffen. So wurden am Durbar-Platz in Patan, einem der schönsten Plätze des Landes, zwei Tempel dem Erdboden gleichgemacht, auch bedeutende Bronzeskulpturen wurden zerstört.
Weitgehend unversehrt geblieben ist hingegen der Königspalast: Dieser ist in einem weit besseren baulichen Zustand und an den das vom österreichischen Architekten Götz Hagmüller gebaute Patan-Museum angeschlossen. Die Region gilt als extrem erdbebengefährdet: Ein noch stärkeres Beben habe es hier 1934 gegeben, sagt Thomas Schrom, die Kulturdenkmäler seien damals noch stärker in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein neuerliches Erdbeben war nur eine Frage der Zeit.
Hilfe aus Österreich
Thomas Schrom ist in Patan für den Khatmandu Valley Preservation Trust tätig, mit dem auch die Universität für Angewandte Kunst in Wien zusammenarbeitet. Seine Freunde und Mitarbeiter seien wohlauf, berichtet der Denkmalpfleger. Erste Priorität sei es jetzt, so viele Menschenleben wie möglich zu retten.
Mittelfristig müsse man zuerst jene Kulturdenkmäler wiederherstellen, die das Erdbeben zum Teil überstanden haben. Dafür brauche man aber dringend finanzielle Hilfe, sagt Schrom - und appelliert auch an die Republik Österreich, denn diese habe das Patan-Museum und andere Projekte in der Region bis vor einigen Jahren großzügig unterstützt.
Nicht nur aus kulturhistorischen Gründen, auch für die Einwohner des Kathmandu-Tals sei die Wiederherstellung der bedeutenden Kulturdenkmäler essentiell - sei doch der Kulturtourismus eine immer wichtiger werdende Einnahmequelle der Region.