USA: Entscheidung über Ehe von Homosexuellen
In den USA ist die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren mittlerweile in 37 von 50 US-Bundesstaaten und der Hauptstadt Washington erlaubt - was in den restlichen 13 Bundesstaaten passiert, darüber wird nun in den kommenden Wochen der Oberste Gerichtshof in Washington entscheiden.
8. April 2017, 21:58
Dort müssen seit gestern vier Staaten ihr Verbot der Homo-Ehe verteidigen. 16 Paare haben Klagen gegen Ohio, Kentucky, Tennessee und Michigan eingereicht - sie sagen, das Verbot verstoße gegen die amerikanische Verfassung.
Mittagsjournal, 29.4.2015
Aus den USA,
Die Wogen gehen hoch, als sich gestern hunderte Menschen vor dem Obersten Gerichtshof in Washington DC versammeln: Homosexualität ist eine Sünde, rufen Demonstranten - Die Ehe sei nur etwas für gleichgeschlechtliche Paare, meint der Student Josh - das sei das Beste für die Kinder, für die Familien, für die gesamte Gesellschaft. Es geht um Demokratie und unsere Grundrechte, entgegnet die Pensionistin Joenell aus Utah, die wie hunderte andere Aktivisten extra für diesen Tag angereist ist. Wir haben die Homo Ehe bereits in 37 Staaten durchgesetzt, - die letzten 13 werden wir auch noch schaffen.
16 Paare aus vier US Bundesstaaten, nämlich Ohio, Kentucky, Tennessee und Michigan, haben Klagen gegen ihre Heimatstaaten eingebracht, darunter Jayne Rowse and April DeBoer aus Michigan. Die beiden Frauen ziehen gemeinsam vier Kinder groß - beide haben jeweils zwei davon einzeln adoptiert- da homosexuelle Paare in Michigan nicht adoptieren dürfen: Wir leben wie in einer Ehe, sagt Rowse - aber sollte mir zb etwas passieren, verliert meine Partnerin das Sorgerecht für die Kinder, die wir seit deren Geburt gemeinsam aufgezogen haben.
Den Frauen die Ehe zu verbieten sei nicht nur verfassungswidrig, argumentiert ihre Anwältin Mary Bonauto - es diskriminiere auch landesweit zahlreiche Kinder gleichgeschlechtlicher Paaren: Die Kinder sind nicht ausreichend geschützt, sowohl finanziell, als auch gesellschaftlich. Damit geben wir ihnen zu verstehen, dass ihre Familien weniger wert sind als andere.
Die neun obersten US Richter müssen sich auch mit der Frage beschäftigen, ob die Bundesstaaten jene Paare anerkennen müssen, die in anderen Bundesstaaten geheiratet haben - so wie im Fall von Jim Obergefell aus Ohio. 2013 heiratete er seinen damals schwerkranken Freund John Arthur in Maryland. 3 Monate später starb Arthur. Und der Staat Ohio verweigerte Obergefell, auf dem Totenschein als Ehemann angeführt zu werden: Als er starb, war ich plötzlich niemand mehr, sagt Obergefell. Wir werden behandelt wie Bürger zweiter Klasse, ich will die gleichen Rechte haben, wie alle anderen
So stehet es in der amerikanischen Verfassung, argumentiert Obergefell - doch genau die ist auch das Argument der Bundesstaaten. Denn noch gibt es keine landesweite Regelung für gleichgeschlechtliche Ehen - und die Bundesstaaten beharren auf ihrem Recht, darüber selbst zu bestimmen: Es geht darum, wer entscheiden darf, die Bürger oder der Staat, sagt John Bursch, der die vier Bundesstaaten vertritt. Wenn die Gerichte anfangen, den Menschen vorzuschreiben, wie sie leben sollen, widerspricht das dem Prinzip von Demokratie und Freiheit, für das unsere Verfassung steht.
Die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern könnte die Würde der traditionellen Ehe beschädigen, argumentieren die Staaten. Doch damit wollen sich die Kläger nicht abfinden:
Manchmal müssen Gesetze eben geändert werden, so Anwältin Bonauto. Das sei nur zeitgemäß - und vor allem demokratisch - laut Studien finden es mittlerweile mehr als die Hälfte der Amerikaner völlig in Ordnung, dass Schwule und Lesben heiraten dürfen. Ende Juni wird es darüber auch eine endgültige gesetzliche Entscheidung geben.