Charles Aznavour

APA/AFP/GUILLAUME SOUVANT

05 Mai 2015

Charles Aznavours Album "Encores"

Zu Charles Aznavours 91. Geburtstag erschien sein 51. Album "Encores" (Zugaben). Erstmals sang er darauf über seine Vergangenheit. Ein bisschen Nostalgie, die Erinnerung bedeutet, so der Unermüdliche - Melancholie habe nichts mit Erinnerung zu tun.

Morgenjournal, 5.5.2015

Im Chanson "Les petits pains au chocolat" besingt er seine unbekümmerte Kindheit und die Streiche, die seine Freunde und er spielten oder die wunderbaren Schokoladebrötchen - eine Zeit, in der sie, ohne dass sie es damals wussten, frei und von Liebe umgeben waren.

Beim Aufwachsen erfährt dann der Sohn Armenischer Einwanderer auch Ernsteres: "Chez Fanny" ist eine Hommage an die Résistance gegen die Nazibesetzer Frankreichs. Es gibt da kein Happy End: Fanny wird verraten und verhaftet, man hörte nie wieder etwas von ihr.

"Ich möchte lebendig sein"

Ja, und Erinnerung ist bei Charles Aznavour auch mit der großen Edith Piaf verbunden, die ihn früh entdeckt und gefördert hat. Frankreich zelebriert 2015 ihren 100. Geburtstag. Das Chanson "De la môme à Piaf" (Vom Mädel zur Piaf) ist ihr gewidmet. An Edith Piaf bewundert Aznavour ihre Liebe zum Publikum: "Auch wenn sie krank war, oder es ihr schlecht ging, war sie auf der Bühne immer da und in Form. Danach war sie erschöpft. Aber auf der Bühne entsprach sie den Erwartungen."

Das ist sicher auch das Gemeinsame zwischen beiden. So meinte Charles Aznavour in einem Interview auf die Frage, woher seine Energie komme: "Ich will nicht krepieren, ich möchte lebendig sein. Man muss lebendig leben, ich tue das. Ich lasse mich nie gehen, ich bin immer in Form. Wenn ich es nicht bin, dann bringe ich mich in Form. Ich schaue mich in den Spiegel und sage mir: 'Was ist jetzt wieder los?' und reiße mich zusammen. Ich bin sehr optimistisch!"

"Das Produkt muss perfekt sein"

Schon mehrmals - zuletzt 2006 - hat Charles Aznavour eine Abschieds-Konzert-Tournee angekündigt. Zwei Mal - Anfang der 1970er Jahre und 2003 - hat er seine Memoiren veröffentlicht, und auch jetzt ist sein nächstes Album bereits so gut wie fertig. Er macht alles: schreibt die Texte, komponiert und realisiert die Arrangements. Dabei ist er sehr anspruchsvoll, geradezu manisch, denn, so Aznavour, das Produkt muss perfekt sein!

Er schreibt jeden Tag, auch wenn er vieles wieder wegwirft. "Meist sind es Rhythmen, die mich inspirieren. Frankreich hat keinen einzigen Rhythmus erfunden, aber alle ausländischen Rhythmen sind wunderbar und bringen uns viel!"

Auch ein Filmprojekt hat er, doch Aznavour bleibt diskret: "Es gibt wenige, die nur darauf warten ,dass man zu viel sagt!"