Lydia Steier inszeniert "Jephtha"

Bei den Wiener Festwochen ist am Pfingstsonntag und -montag eine szenische Version von Händels Oratorium "Jephtha" zu erleben. In Deutschland erhielt sie hymnische Kritiken und machte die junge deutsch-amerikanische Regisseurin Lydia Steier mit einem Schlag berühmt. Steier gilt nun als große Hoffnung für das Musiktheater.

Morgenjournal, 23.5.2015

In Händels grandiosem Spätwerk "Jephtha" ringt der gleichnamige Feldherr mit dem Versprechen seine Tochter zu opfern. Lydia Steier hat ihre klare bewegende Interpretation dieses Stoffes zuerst in einer Kirche in Potsdam gezeigt, nach Wien ist sie nur kurz gekommen, weil in ein paar Tagen Händels Oper "Giulio Cesare" an der Komischen Oper Premiere hat.

Es spielt die Kammerakademie Potsdam unter dem ausgewiesenen Barock-Spezialisten Konrad Junghänel, der nun auch bei "Giulio Cesare" in Berlin dabei ist und auch Lydia Steiers "Jephtha"-Produktion überaus hoch einschätzt.

Fragwürdige Moral der Sieger

Lydia Steier, eine Enkelin von aus Österreich vertriebenen Juden, die in Amerika aufwuchs, siedelt das Geschehen in einem Gymnasium an; ihre Bezüge bei der Arbeit galten aber vor allem der fragwürdigen Moral von Siegern, sie dachte dabei an Abu Ghraib oder an den IS, vermeidet aber platte szenische Andeutungen. Lydia Steier ist eine Regisseurin, von der man wohl noch viel hören wird.

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