Von Arno Gruen
Wider den Terrorismus
Nach den Anschlägen auf "Charlie Hebdo" hat der 92-jährige Psychoanalytiker Arno Gruen den Band "Wider den Terrorismus" vorgelegt. Es ist die umgearbeitete und stark gekürzte Neuausgabe seines erfolgreichen Buchs "Der Kampf um die Demokratie" aus dem Jahr 2002.
8. April 2017, 21:58

Klett-Cotta
Der in Zürich lebende Psychoanalytiker Arno Gruen - ein Schüler Theodor Reiks - rollt in seinem Buch die Lebensgeschichte der Pariser Attentäter noch einmal auf. Gruens Hauptthese: Menschen, die sich zu gewalttätigen Ideologien, gleich welcher Couleur, hingezogen fühlen, sind als Kinder entweder vernachlässigt oder aber systematisch gedemütigt, heruntergemacht, misshandelt worden.
Service
Arno Gruen, "Wider den Terrorismus", Klett-Cotta Verlag
Zitat
Weil solche Menschen keine liebenden Beziehungen erlebten, sind sie beherrscht vom Gedanken, nicht unterzugehen in einer Welt, die für sie von Feinden besiedelt ist. Sie sind aus diesen Gründen ohne echte Bindung an andere Menschen, suchen aber einen Sinn im Leben, indem sie sich Autoritäten unterwerfen, die ihnen versprechen, sie aus ihren Ohnmachtsgefühlen durch Gewalt zu retten.
Vieles von dem, was Arno Gruen auf 80 Seiten darlegt, kennen Leserinnen und Leser bereits aus anderen Gruen-Büchern. Die Kürzung des Originalbands aus dem Jahr 2002 um etwa zwei Drittel hat dem Bändchen alles andere als gut getan. Vieles in Gruens antiterroristischer Philippika liest sich unzusammenhängend und zum Teil konfus. "Der Kampf um die Demokratie", der immer noch erhältliche Originalband aus dem Jahr 2002, ist da die wesentlich lohnendere Lektüre.