Eran Riklis' Film "Mein Herz tanzt"

Der israelische Regisseur Eran Riklis ist bekannt durch seine Filme "Die syrische Braut" und "Lemon Tree". Die Coming-of-Age-Story "Mein Herz tanzt" basiert auf dem teils autobiografischen Roman "Dancing Arabs" von Sayed Kashua und handelt von einem palästinensischen Jugendlichen auf der Suche nach der eigenen Identität und seinem Platz in der jüdischen Mehrheitsgesellschaft.

Morgenjournal, 18.6.2015

Seit frühester Kindheit ist Eyad mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern vertraut. Der Vater wurde Ende der 1960er Jahre als Terrorist verdächtigt, flog daraufhin von der Universität und war zwei Jahre inhaftiert. Seither arbeitet als schlecht entlohnter Pflücker. Der hochbegabte Sohn soll diesem Schicksal entkommen und wird auf eine jüdische Eliteschule geschickt.

Ausgrenzung und Identitätssuche

Dort lernt Eyad Hebräisch und entdeckt seine Vorliebe für Rockmusik. Von den Mitschülern wird er ausgegrenzt und angefeindet, einzig mit Jonathan, der an einer schweren Muskelkrankheit leidet, freundet er sich an. Die Handlung ist in den 1980er und 90er Jahren angesiedelt und portraitiert eine geteilte Gesellschaft, die trotz aller Vorurteile noch auf eine friedliche Lösung des Konflikts hofft, ganz im Gegensatz zu heute, wie Regisseur Eran Riklis sagt.

Soziale Facetten statt Politik

Im Moment sei die Lage so ausweglos wie seit Jahren nicht, meint Riklis, der im Film unaufgeregt, subtil und humorvoll den Fokus auf die menschlichen Aspekte hinter der alles bestimmenden Politik legt. Der Entschluss, einen Film über diese Thematik zu machen, sei politisch genug, so Riklis. Er konzentriere sich daher lieber auf ihre Auswirkungen und Folgen bis in die intimsten Lebensbereiche hinein. Zum Beispiel wenn Eyad und seine Mitschülerin Naomi ihre Liebesbeziehung aus Angst vor den Reaktionen geheim halten müssen.

Stärker als die Liebe

Am Ende hält die Liebe dem Druck nicht stand. Und auch die Ausbildung ist keine echte Chance, wenn der Pass immer noch die vermeintlich falsche Herkunft dokumentiert. Erst ein drastischer Entschluss, die eigenen arabischen Wurzeln gegen eine neue jüdische Identität zu tauschen, eröffnet Eyad tatsächlich neue Perspektiven.

Subtil und humorvoll

"Mein Herz tanzt" ist ein melancholischer, nachdenklicher Film mit Bildern von enormer Symbolkraft und erstaunlich viel Witz. Er birgt zahlreiche schöne Momente der gegenseitigen Annäherung und des friedlichen Miteinander, und lässt am Ende trotz aller Hoffnung doch ein Gefühl der Ausweglosigkeit zurück.