Der polnische IT-Experte und die polnische Putzfrau

Krakau ist heute das Zentrum der IT-Branche in Polen: die Stadt ist kreativ, die Löhne und Steuern niedriger als im Westen. Doch das polnische Wirtschaftswunder hat auch Schattenseiten: Viele Menschen sind ausgewandert und arbeiten in Westeuropa weit unter ihrer Qualifikation.

Waren in einem polnischen Geschäft

HEIKE POSSERT

1990, im Jahr des Zusammenbruchs des Kommunismus, war die wirtschaftliche Ausgangslage für Polen und die Ukraine ähnlich, ihr Bruttoinlandsprodukt pro Kopf etwa gleich hoch. Das hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert ordentlich verändert. Heute ist die Wirtschaft in Polen viermal so stark wie die der Ukraine. Auch die Krise der letzten Jahre hat das Land nicht so stark getroffen, unter anderem deswegen, weil Polen den Euro noch nicht eingeführt hat und so den Złoty abwerten konnte.

Für die polnische Wirtschaft ist in den letzten Jahren eine Branche: die neuen Technologien und das IT-Business, immer wichtiger geworden. Für das Outsourcing, also für die durchaus nicht unproblematische Auslagerung von Serviceleistungen in Niedriglohnländer, gilt Krakau laut mehreren Rankings als der beste Standort Europas. Peter Waldenberger hat sich in der Szene umgehört.

"Dann wird hier die Post abgehen"

Noch habe Europa kein Apple oder Google hervorgebracht, meint IT-Investor Samuel Cook, aber in Krakau könnte das passieren.

Bei aller Euphorie über das polnische Wirtschaftswunder sollten aber seine Schattenseiten nicht vergessen werden: die Löhne sind niedrig, auch die Sozialleistungen und die Altersrenten. Das kann man am Rand der Märkte sehen, wo ältere Frauen einzelne Gurken, Knoblauchknollen und Blumensträuße aus den Hausgärten anbieten.

Viele Polinnen und Polen wandern aus, zwei Millionen sollen es derzeit sein – immerhin 15 Prozent der Menschen im erwerbsfähigen Alter. Viele der Auswanderer arbeiten dann unter ihrer Qualifikation, so auch jene, die aus dem Raum Krakau nach Wien gekommen sind und die Sonja Bettel aus ihrem Leben erzählt haben.

"Außerhalb der Grenze war immer alles besser"

Eine polnische Tourismusfachfrau betreibt in Österreich eine Putzfirma. Ihr Mann, ein studierter Theologe, arbeitet auch dort.