EZB vor neuer Kreditentscheidung

Eine Hauptrolle in der griechischen Finanztragödie spielt die Europäische Zentralbank: Sie hält die griechischen Banken schon seit Monaten mit Notfallkrediten über Wasser, heute berät sie über die Fortsetzung dieser Kredite. Wahrscheinlich wird die EZB keine neuen Hilfskredite nach Athen schicken, um einer möglichen Einigung mit den Geldgebern nicht vorzugreifen.

Morgenjournal, 1.7.2015

Annähernd neunzig Milliarden Euro sind schon geflossen, am Wochenende hat die EZB entschieden, dass dieser Rahmen nicht mehr ausgedehnt wird. Dabei dürfte es bleiben.

Wie lange werden die griechischen Banken mit diesen neunzig Milliarden noch über die Runden kommen?

Aus EZB-Kreisen heißt es, es sei nur noch eine Frage von Tagen, bis den Banken endgültig das Geld ausgeht - dadurch, dass die Banken derzeit geschlossen und Geld-Abhebungen begrenzt sind, wird die Situation zumindest etwas entschärft.

Griechenland ist jetzt de facto Pleite, als erstes entwickeltes Land bleibt man dem Internationalen Währungsfonds Geld schuldig - dennoch will niemand von einem Staatsbankrott sprechen, warum nicht?

Die Pleite ist in der Finanzwelt immer auch eine Definitionsfrage, und die Ratingagenturen haben ja schon angekündigt, dass sie den IWF-Zahlungsverzug nicht als Bankrott bewerten. Wichtiger ist den Ratingagenturen, wie Griechenland mit privaten Gläubigern umgeht, also etwa Banken - da ist der nächste Rückzahlungstermin der zehnte Juli, also das könnte der Termin sein, an dem die Staatspleite offiziell wird. Wenn es zu keiner Einigung mit den Geldgebern kommt.