Integrationsbericht für mehr Deutschkurse

Für Flüchtlinge muss mehr getan werden in Österreich, nicht nur bei der Unterbringung am Anfang, Stichwort Zelte. Sondern auch längerfristig - von der Deutsch-Förderung bis zum Arbeitsmarkt, das ist der Tenor im neuen Integrationsbericht, der am Vormittag präsentiert wird und dem Ö1-Morgenjournal bereits vorliegt.

Flüchtlingszelte

APA/CHRISTIAN BRUNA

Morgenjournal, 16.7.2015

Verfasst hat den Bericht der Expertenrat des Integrationsministeriums, Schwerpunktthema sind wegen der zunehmenden Flüchtlingsströme diesmal Betroffene, die Asyl bekommen, also länger im Land bleiben werden. Immerhin rechnet das Ministerium heuer mit rund 70.000 Asylanträgen und 30.000 Bewilligungen. Vor allem junge Einwanderer bräuchten mehr Bildungschancen, heißt es.

Der große Aufreger aus dem Vorjahr bleibt: Zuwandererkinder, die während des Schuljahres kommen und wenig Deutsch können, sollen in eigenen Vorbereitungsklassen unterrichtet werden. Also erst nach einigen Wochen oder Monaten in ihre eigentliche Klasse kommen. Zitat aus dem Bericht: "Damit fällt ihnen die Integration in der Klassengemeinschaft später leichter, und sie können mit einem Grundstock an Deutschkenntnissen schneller Anschluss finden."

ÖVP-Integrationsminister Sebastian Kurz will Vorbereitungsklassen schon länger, die SPÖ lehnt eine solche Trennung bisher ab.

Bereits verhandelt wird eine zweite Maßnahme, die die Experten empfehlen - nämlich ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr für Kleinkinder mit Deutschschwäche, nicht nur solche aus Migrantenfamilien.


Auch für die älteren Zuwanderer schlägt der Expertenrat mehr Deutschkurse vor, also mehr Plätze in solchen Kursen. Die Regierung hat erst zuletzt aufgestockt, dieser Trend müsse anhalten. Notwendig wären auch verpflichtende Sprachstandsfeststellungen, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem richtigen "Level" gefördert werden, Zitat: "Nur so kann der konkrete Bedarf für die unterschiedlichen Niveaus ermittelt und bedient werden."

Schwerpunkt Arbeitsmarkt

Weiteres Schwerpunktthema im Integrationsbericht ist der Arbeitsmarkt: Zuwanderer, die Asyl bekommen haben, also länger im Land bleiben dürfen, sollen bessere Chancen bekommen. Vor allem durch einen einheitlichen Kompetenz-Check beim Arbeitsmarktservice, bei dem vorhandene Qualifikationen erhoben werden und leichter anerkannt. Und auch Nach-Qualifizierungen sollen möglich sein. Zitat des Expertenrates: "Die Evaluierung ... individueller Qualifikationen ist ein wesentlicher Prozess, damit der Betroffene einen ausbildungsadäquaten Beruf ausüben bzw. modular weiterqualifiziert werden kann."

Wer den Pflichtschulabschluss nicht gemacht hat, soll ihn in Österreich nachholen - und darauf aufbauen können. Allgemein sollen Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte laut den Experten mehr Jobs bekommen, das werde auch das Sozialsystem entlasten.

Und auch dem Thema "Werte" ist ein Kapitel gewidmet - von der Verfassungstreue über die Gleichberechtigung bis zur Solidarität. Sie sollen den Zuwanderern so früh wie möglich vermittelt werden, heißt es im neuen Integrationsbericht: zum Beispiel in Workshops in den Gemeinden.