USA - Kuba: Botschaften eröffnet

Seit gestern gibt es wieder Botschaftsvertretungen Kubas und der USA im jeweils anderen Land. Der Weg zu normalen Beziehungen ist aber noch weit.

Zigarrenraucher

APA/EPA/ANDREW HARNIK

Morgenjournal, 21.7.2015

Der Höhepunkt einer Feierstunde. Seit gestern weht in Washington wieder die Fahne Kubas. Für den angereisten kubanischen Außenminister Bruno Rodriguez ein erster Schritt: Heute eröffnet sich die Möglichkeit zu neuen Beziehungen, ganz anderen als bisher.

500 Gäste waren geladen in die 2-stöckige Villa im Nordwesten Washingtons, die schon vor hundert Jahren Kubas Botschaft war. Zu einer Zeit, in der die USA Kuba noch als Vasallenstaat betrachtet haben. Der kubanische Außenminister macht keinen Hehl daraus, dass es noch viele offene Rechnungen gibt: Nur ein Ende der Wirtschaftsblockade, die unserem Volk so viel Leid gebracht hat, die Rückgabe des besetzten Guantanamo und der Respekt vor der kubanischen Souveränität könnten dem heutigen historischen Moment wirklich einen Sinn geben.

Forderungen, die Rodriguez nach der Botschaftsfeier auch in einem Gespräch mit US-Außenminister John Kerry wiederholt. Der betont, dass die Rückgabe der Militärbasis von Guantanamo für die USA derzeit kein Thema seien. Bei der Aufhebung des Wirtschaftsembargos sei das anders: Unsere Politik der Isolation hat einfach nicht funktioniert. Wir isolieren uns damit gewissermaßen selbst. Nach den vielen Jahren ist es Zeit, etwas anderes zu probieren. Präsident Obama macht das jetzt.

Obama hat sich schon zu Beginn seiner Amtszeit 2009 neue Beziehungen zu Kuba vorgenommen. Doch bis vor kurzem ist es bei einigen Reiseerleichterungen und ein paar Lockerungen der Handelssanktionen geblieben. Jetzt fordert er den Kongress auf, das Handelsembargo ganz fallen zu lassen und stößt dabei auf den Widerstand vieler Republikaner. Viele Exilkubaner, von denen immerhin rund zwei Millionen in den USA leben, sehen die Öffnung nach wie vor als Sakrileg.
Doch ein Blick über den Gartenzaun bei der gestrigen Botschaftsfeier in Washington zeigt Zerrissenheit.

In den Jubel der Solidaritätsgruppe über das Hochziehen der Fahne mischen sich Cuba si, Castro no-Rufe von Demonstranten von der anderen Straßenseite: Das ist ein Betrug am kubanischen Volk. Es nützt nur den Castro-Brüdern.

Die Exilkubaner in Miami sind immer noch sehr einflussreich. Aber wenn man die Menschen in Kuba fragt, die wollen eine Veränderung. Vor allem die Jungen sehnen das herbei.

Am 14. August wird US-Außenminister John Kerry nach Havanna reisen, um in der dortigen Botschaft beim offiziellen Hochziehen der US-Fahne dabei zu sein. An der Strandpromenade von Havanna sollen sich die Feierlichkeiten dann mit Ausnahme der "Cuba si, Castro no-Rufe" wiederholen.