"Die Lügen der Sieger": Politintrige im Film
Die Wege der Macht sind oft verschlungen. Ihnen trotzdem zu folgen ist das wichtigste Anliegen eines Aufdecker-Journalisten im deutschen Polit-Thriller "Die Lügen der Sieger". Er wittert hinter einem Selbstmord eine politische Intrige. Der deutsche Regisseur Christoph Hochhäusler orientiert sich in seinem Film auch an Genreklassikern wie Francis Ford Coppolas "The Conversation".
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.8.2015
Ein Mann springt in einem Zoo in das Löwengehege, der Löwe fackelt nicht lange herum. Ein im wahrsten Sinne des Wortes gefundenes Fressen, nicht nur für den Zoobewohner, sondern auch für die Boulevardpresse. Doch warum hat der Mann das gemacht? Jenseits der kurzfristigen Mediensensation beginnt ein anderer Journalismus, Fabian Groys (Florian David Fitz) von einem deutschen renommierten Nachrichtenmagazin hat für so was einen Riecher, ein klassischer Enthüllungsjournalist.
Auswüchse der Macht
Vom Chronik-Aufmacher führt Regisseur Christoph Hochhäusler diese Geschichte hinein in einen Polit-Thriller, hinein in jene Auswüchse der Macht, die der Öffentlichkeit verborgen bleiben, dort wo sie am ungestörtesten gedeihen. So spannt der Film einen weiten Bogen vom Unglücksfall im Löwenkäfig über den Afghanistan-Einsatz der deutschen Bundeswehr bis hin zu einem Giftmüll-Skandal. Der Aufdecker wird dabei zum personellen Joker für Regisseur Christoph Hochhäusler: "Mit dieser Figur kann man, ähnlich wie mit einem Detektiv, bestimmte gesellschaftliche Schichten durchqueren. Er kann aufgrund seines Berufs auch in unbekanntes Gesellschaftsterrain eindringen."
Porsche-Fahrer und Praktikantin
Regisseur Hochhäusler legt seinen Film als Krimi an, mit einem ungleichen Ermittler-Duo: ein routinierter Reporter und eine junge Praktikantin (Lilith Stangenberg) , anfängliche Antipathie und langsam aber sicher Zuneigung, der eine arrogant, Macho, selbst verliebt und Porsche-Fahrer, die andere nur auf den ersten Blick naiv, also eh rasant am Weg zur gleichen Augenhöhe. Hier schrammt der Film immer wieder am Klischee entlang, kein Problem für Regisseur Hochhäusler: "Die Klischees werden ja mit viel Spaß serviert und ich hoffe, dass man doch erkennt, dass darunter auch noch ganz andere Dinge liegen."
Unterkühlte Genregewohnheiten
Im Dickicht zwischen Fakten und Spekulationen wird die Wahrheit nicht gefunden, sondern zu einem manipulierten Konstrukt, denn die Gegenseite, die Giftmüll-Lobby spielt nicht nur die Politik aus, sondern geschickt auch das Spiel der Presse mit. Regisseur Hochhäuser jongliert mit Genregewohnheiten, um diese auch stets zu unterlaufen, oder besser gesagt, zu unterkühlen. Denn während konventionelle Thriller dramaturgisch mit Zwischenhochs am Weg zur Lösung eines Falls heiß laufen, läuft der Erzählmotor von "Die Lügen der Sieger" mit einer irritierenden Abgeklärtheit. Hier gibt es keinen Triumph abzuholen, selbst am Ende dominiert diffuses Unbehagen und die Einsicht: der raffinierteste Gegner der Aufklärung ist die Unsichtbarkeit.