Flüchtlinge am Arbeitsmarkt

Der Flüchtlingsstrom stellt Österreich nicht nur bei der Unterbringung vor große Herausforderungen. Auch am Arbeitsmarkt wird die Flüchtlingswelle immer mehr ein Thema. Anerkannte Asylwerber haben Zugang zum Arbeitsmarkt. Jetzt geht es neben Deutschkursen darum, ihre Qualifikationen zu erheben.

Morgenjournal, 25.8.2015

Die meisten Kriegs-flüchtlinge aus Syrien werden rasch anerkannt und dürfen daher legal arbeiten. Unter anderem wegen schlechter Deutsch-kenntnisse finden sie aber schwer einen Job. Das Arbeitsmarktservice führt in Wien nun Kurse durch, um Flüchtlinge besser vermitteln zu können. Erster Schritt ist dabei herauszufinden, welche Kompetenzen und Fähigkeiten diese Menschen mitbringen.

In gelernten Berufen einsetzen

Viele Flüchtlinge haben Berufe gelernt, sie sind Handwerker, Ärzte oder Unternehmer. Von ihren Qualifikationen kann Österreich potentiell profitieren, sagt die Arbeitsmarktexpertin Gudrun Biffl, denn Österreich sei eine alternde Gesellschaft. Die Menschen könnten etwa in Abwanderungsregionen eingesetzt werden.

Die Realität sieht anders aus: 17.200 anerkannte Flüchtlinge sind derzeit arbeitslos gemeldet - um die Hälfte mehr als vor einem Jahr. Die größte Gruppe stellen mit 4.500 Arbeitssuchenden die Syrer, die generell eine relativ gute Schulbildung haben. In Oberösterreich hat das Arbeitsmarktservice erste Erhebungen durchgeführt.

Die Hälfte der Flüchtlinge hat eine grundsätzlich verwertbare Berufsausbildung, sagt Iris Schmid vom AMS Oberösterreich. Wie viele einen Job finden, ist nicht bekannt - ein unmittelbarer Erfolg ist auch schwierig, sagt Schmid: Hauptgrund sei die Sprachbarriere und fehlenden Dokumente.

Ob es die für den heimischen Arbeitsmarkt richtigen sind, will das AMS nun erstmals in einem größeren Rahmen erheben, und zwar in Wien, wo die meisten arbeitslosen Asyl-berechtigten leben - derzeit fast 12.000. Bei 1.000 von ihnen werden in einem fünfwöchigen Kurs die vorhandenen beruflichen Qualifikationen abgeklärt. Gesucht werden zum Beispiel Fachkräfte für die Metallverarbeitung und den Gesundheits- und Pflegebereich. Wer eine solche Ausbildung hat, wird mit Deutsch-kursen und Zusatz-schulungen unterstützt - so der Plan des AMS.

Arbeitsmarktexpertin Biffl begrüßt, dass die Flüchtlinge nun gefragt werden, was sie können - ansonsten vermisst sie aber eine vorausschauende Integrationspolitik. Bei einer entsprechenden individuellen Begleitung und Beratung könnten von Abwanderung bedrohte Gegenden wie das Waldviertel oder die Obersteiermark wirtschaftlich von Flüchtlingen profitieren, die sich dort ansiedeln, so Biffl. Eine Tischlerei am Land finde heute etwa keine Lehrlinge mehr.

Das bei der ohnehin schon hohen Arbeits-losigkeit die Integration der Flüchtlinge schwer fällt ist klar, für die Arbeitsmarkt-expertin steht aber fest, dass der Bedarf für zusätzliche Arbeitskräfte da ist.