Flüchtlingsstrom: Slowenien setzt Tränengas ein

Ungarn hat seine Grenze zu Serbien abgedichtet. Die Flüchtlinge haben ihre Route geändert, versuchen es über Kroatien und Slowenien. Diese Länder wissen schon nach wenigen Tagen nicht mehr ein und aus, suchen Möglichkeiten, die Flüchtlinge möglichst nicht ins Land zu lassen. An der kroatisch-slowenischen Grenze ist es in der Nacht zu einem gefährlichen Zwischenfall gekommen.

Eine Frau mit Koptuch hält im Tumult ihr Baby

AP/MARKUS SCHREIBER

Morgenjournal, 19.9.2015

Slowenien: Tränengas und Korridor

Weinende Kinder und übermüdete Frauen sitzen auf der Brücke vor dem kroatisch-slowenischen Grenzübergang Rigonci. Immer mehr Menschen stauen sich vor dem Grenzübergang, slowenische Polizei riegelt ihn ab. Die Flüchtlinge wollen hinüber, verlangen in Sprechchören, dass die Grenze geöffnet wird.

Schließlich fangen die Flüchtlinge an, die Polizisten zurückzudrängen, die setzen Tränengas ein. Glücklicherweise kommt es in der hitzigen Situation nicht zu schweren Verletzungen. Sloweniens Premierminister Miro Cerar erkennt, dass die Flüchtlinge auch an seinen Grenzen nicht aufgehalten werden können und kündigt einen Korridor an: „wenn der Druck der Migranten zu groß wird, werden wir uns andere Lösungen überlegen, zum Beispiel einen Korridor, der mit den Nachbarstaaten abgesprochen ist. Wir müssen gemeinsam, in einem europäischen Geist, die Reise dieser Leute an ihr Ziel organisieren“.

Kein gemeinsamer europäischer Geist herrscht im Moment zwischen Kroatien und Ungarn. Kroatien hat etwa 4.000 Flüchtlinge nach Ungarn weiter geleitet. Ein ungarischer Regierungssprecher sagte, das sei nicht abgesprochen gewesen, ein Zug wurde aufgehalten, die begleitenden kroatischen Polizisten entwaffnet und der Zugführer festgenommen. Die kroatische Polizei sprach von einer Lüge, niemand sei festgenommen worden. Der Transport sei sehr wohl angekündigt gewesen. Die Polizisten seien nach Kroatien zurück gekehrt.

Auf europäischer Ebene hat Ratspräsident Tusk vor dem Sondergipfel nächste Woche den europäischen Regierungschefs einen Brief geschrieben, in dem er mehr Geld für die Flüchtlingslager nahe der syrischen Grenze fordert. Außerdem schreibt Tusk: die Europäer seien derzeit nicht in der Lage, ihre Außengrenzen zu schützen. Wir haben an dieser Front versagt, schreibt Tusk und fordert eine gemeinsame Flüchtlingspolitik. doch das wird viele Monate dauern, unterdessen müssen die betroffenen Transit- und Zielländer versuchen, irgendwie und jeder auf seine eigene Weise mit den vielen Menschen umzugehen, die nach Europa kommen wollen, um ein normales Leben für sich ihre Kinder zu erreichen.