Das Auto von morgen
Das Auto von morgen ist nicht nur Fortbewegungsmittel und vielleicht auch noch etwas zum Angeben - auf der Frankfurter Automobilmesse erlebt man das Auto der Zukunft als digitalen Lebensraum, der mit der Außenwelt vernetzt ist und mit ihm der Insasse. Und ganz wichtig natürlich: der Antrieb mit Elektro-Aggregaten soll das Fahren umwelttauglicher machen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.9.2015
Mit viel Hochglanz und jeder Menge Inszenierung feiert sich dieser Tage die Autobranche in Frankfurt am Main – bei der weltweit größten Messe ihrer Art, der IAA. Bei allem Selbstbewusstsein wird die Industrie alte Pfade verlassen müssen. Ein Grund heißt Digitalisierung. Die Fahrzeuge werden immer enger mit der Außenwelt vernetzt. Ein zweiter Grund heißt Antrieb. In immer mehr Modellen finden sich Elektroaggregate, die zumindest als Zusatzmotor fungieren.
Lauter wird es nicht, wenn Gerhard Gumpoltsberger mit dem Prototyp des sogenannten Smart Urban Vehicle auf dem kleinen Testgelände unterwegs ist. Gumpoltsberger ist Entwickler beim Autozuliefere ZF Friedrichshafen. Er hat maßgeblich mitgewirkt, um einen japanischen Kleinwagen in ein reines Elektromobil zu verwandeln. Umweltfreundlicher geht's für ihn kaum mehr, weder bei der Lärmentwicklung noch beim Schadstoffausstoß.
Die reinen Elektroautos sind auch bei der diesjährigen Automobilausstellung klar in der Minderheit, aber sie erregen Aufmerksamkeit und alle wollen sich gegenüber dem US amerikanischen E Auto Pionier Tesla positionieren. Da ist das Konzept von Thunder Power aus Taiwan. Das Sportcoupé will mit einer Batteriefüllung mehr als 600 Kilometer schaffen. In dieser Kategorie schickt der Volkswagenkonzern zwei Modelle ins Rennen. Audi einen Geländewagenverschnitt. Das Modell könnte in drei Jahren vom Band rollen. Porsche präsentiert einen Viersitzer, der optisch an den 911er erinnert. Reichweite 500 Kilometer, Ladezeit der Batterie – eine Viertelstunde. Der Serienstart werde Zeit brauchen, sagt Firmenchef Matthias Müller.
Reine Elektroautos, meist Kleinwagen, sind derzeit kaum auf den Straßen zu finden, auch weil sie kaum beworben werden. In fast allen Ländern liegt der Anteil deutlich unter ein 1 Prozent. Die Modelle sind vergleichsweise teuer, die Politik fördert kaum bis nicht der Kauf und es fehlt ein flächendeckendes Stromtankstellennetz. Der Automobilexperte Stefan Bratzel geht davon aus, dass sich Kosten und Infrastruktur mittelfristig ändern werden.
Wichtiger Teil für die Akzeptanz der Elektroautos sind Qualität und Preis der Energiespeicher. Hersteller sowie Zulieferer konzentrieren ihre Arbeit darauf, höhere Leistung, mehr Kapazität, längere Haltbarkeit und kürzere Ladezeiten zu erreichen – bei gleichzeitig sinkenden Kosten. Bosch Chef Volkmar Denner formuliert es so.
Seiner Einschätzung nach wird es noch mindestens zehn Jahre lang ein sowohl als auch von Verbrennungs- und Elektromotor geben. Diese so genannten Hybridantriebe finden sich in immer mehr der kostenintensiv entwickelten Modelle – und die wollen verkauft werden, wenn die strengeren CO 2 Grenzwerte der EU Realität sein werden.