Abdel-Samads Abrechnung mit Mohammed

Das neue Buch von Hamed Abdel-Sama, "Mohamed - Eine Abrechnung", dürfte für Diskussionen sorgen. Darin zeichnet der deutsch-ägyptische Autor den Propheten als schwierigen und widersprüchlichen, gewaltbereiten und kranken Menschen, und er fordert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begründer des Islam. Denn auf diesem Mohammed begründe sich auch der radikale Islam , etwa jener von Al-Kaida und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Abdel-Samad kritisiert die übertriebene Verehrung und Omnipräsenz Mohammeds in islamischen Gesellschaften. Es ist nicht sein erstes islamkritisches Buch, weshalb er auch seit zwei Jahren mit dem Tode bedroht, und für manche als der ägyptische Salman Rushdie gilt.

Morgenjournal, 29.9.2015

Mohammed ist eine Kultfigur, die nie infrage gestellt wurde, sagt Hamed Abdel-Samad. Er macht das jetzt aber in aller Ausführlichkeit: "Er hatte eine multiple Krankheit, die er an viele Muslime weitergegeben hat - Größenwahn, Intoleranz gegenüber Ungläubigen, Paranoia und Kritikunfähigkeit."

Zwei Brüche in Mohammeds Leben

Hamed Abdel-Samad hat sich ausführlich mit dem Leben von Mohammed auseinandergesetzt, und in diesem Leben gebe es zwei Brüche. Der erste große Bruch war als kleines Kind. "Sein Vater starb vor seiner Geburt, seine Mutter hat ihn schon als Säugling abgewiesen", erklärt der Autor. Das zweite einschneidende Erlebnis war der Tod seiner ersten Frau. Das habe ihn total verändert: "Die Sprache des Koran hat sich danach massiv geändert: Sie wurde aggressiver."

Begründer der "neuen islamischen Kriegsökonomie"

Die dadurch ausgelösten Veränderungen zeigen sich klar in der Biografie von Mohamed, sagt Hamed Abdel-Samad: "Am Anfang hat er Toleranz gepredigt, aber das hat ihm ganz wenige Anhänger gebracht. Dann wanderte er nach Medina aus, gründete eine Armee, begann Karawanen zu überfallen, Kriegsbeute zu machen. Er hat sozusagen eine neue islamische Kriegsökonomie gegründet. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg kamen auch die Gläubigen."

"Er hat den Grundstein für Al-Kaida und IS gelegt"

Diese zweite Phase des Lebens von Mohammed präge bis heute die islamische Geschichte und Theologie. "All das hat Spuren hinterlassen, macht die islamische Theologie aus und ist somit für das Entstehen von solchen Phänomenen wie Al-Kaida und IS. Sie sind legitime Kinder seiner Biografie. Er hat ihnen den Grundstein gelegt; er hat alles gemacht, was der IS jetzt macht - Enthauptung von Ungläubigen, Vertreibung, Versklavung von Frauen im Krieg. Und das wurde verherrlicht, nicht kritisiert. Es ist an der Zeit, dass man das Kind beim Namen nennt und sagt: 'Das war ein Verbrechen.'"

Das Buch "Mohamed - Eine Abrechnung" ist nicht die erste Provokation des Autors. Seit einem islamkritischen Vortrag vor zwei Jahren ist Hamed Abdel-Samad mit dem Tod bedroht.

Service

Hamed Abdel-Samad, "Mohamed. Eine Abrechnung", Droemer Verlag

Die Zeit - Der gefährliche Prophet. Ein Vorabdruck