Schicksalstag für Bank Austria

Für die zur italienischen UniCredit gehörenden Bank Austria könnte heute ein Schicksalstag sein. Am späten Nachmittag will UniCredit-Chef Federico Ghizzoni die neue Strategie für die nächsten Jahre bekannt geben. Kernpunkt ist ein Sparprogramm, von dem auch die Bank Austria in Österreich betroffen sein wird.

Morgenjournal, 11.11.2015

Filialen sperren, Mitarbeiter gehen

Wie hart das Sparprogramm ausfällt, ist noch nicht bekannt. Auf dem Tisch liegen mehrere Optionen: Diese betreffen die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Filialen, das Privatkunden-Geschäft und das Osteuropa-Geschäft.

Die Bank Austria gehört mit einer Bilanzsumme von rund 190 Milliarden Euro zu den größten Banken in Österreich. In rund 200 Filialen beschäftigt sie fast 9.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dass hier der Sparstift angesetzt wird, ist fix. Noch nicht bekannt ist das Ausmaß. Dem Vernehmen nach sollen rund 2.000 Beschäftigte abgebaut werden. Wie viele und welche Filialen geschlossen werden, ist ebenfalls noch unklar.

Mit Privatkunden, die ihr Geld vorwiegend in einem Bausparvertrag oder auf einem Sparbuch haben, lässt sich nichts mehr verdienen. Auch die Differenz zwischen den Einnahmen aus der Vergabe von Krediten und der Auszahlung von Sparzinsen bringt der Bank kaum einen Ertrag. Die UniCredit überlegt deshalb, das Geschäft mit Privatkunden und kleineren Unternehmen zu verkaufen. Als möglicher Käufer wird die BAWAG kolportiert. Offiziell will sich bisher niemand dazu äußern. Möglicherweise wird der Geschäftszweig auch erst nach einer Reduzierung von Filialen und Beschäftigten verkauft. Ein mögliches Problem: rund ein Drittel der Bank-Austria-Mitarbeiter sind unkündbar, rund ein Viertel haben erhöhte Pensionsansprüche.

Laut Vertrag bleibt das Ost-Europa-Geschäft bis Ende März nächsten Jahres in Wien. Dann will die UniCredit die Zuständigkeit für Osteuropa nach Mailand verlegen. Der Vorteil dabei: Die UniCredit würde sich die in Österreich anfallenden Banken-Abgaben ersparen. Derzeit arbeiten rund 700 Mitarbeiter in Österreich für das Osteuropa-Geschäft. Das soll auch so bleiben, heißt es.

Der Betriebsrat hat bereits angekündigt, einen möglichen Verkauf des Privatkunden-Geschäftes zu bekämpfen. Sollte UniCredit-Chef Federico Ghizzoni das jedoch anordnen, könnte der Betriebsrat langfristig de facto nichts dagegen machen.

Ein Veto-Recht, wie vielfach kolportiert, gibt es nämlich nicht. Der Verkauf eines Geschäftszweiges müsste in der Hauptversammlung beschlossen werden. Dabei müssten alle Eigentümer-Vertreter, also von der der Gemeinde Wien nahe stehenden Privatstiftung zur Verwaltung von Anteilsrechten kurz AVZ, des Betriebsrats-Fonds und der UniCredit anwesend sein. Durch Nicht-Erscheinen könnte der Betriebsrat einen Beschluss zwar verzögern, nicht aber verhindern. Zentralbetriebsratschef Adolf Lehner ist gleichzeitig einer der Vorstände der AVZ-Stiftung und müsste langfristig gesehen auch seine Verantwortung als Aktionär wahrnehmen.

Trotz geringerer Einnahmen hat die Bank Austria im Vorjahr fast 1,4 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Kunden müssten sich keine Sorgen machen, wird daher betont.