USA: Jeb Bush ist draußen

In ziemlich genau einem Jahr, am 8. November 2016, wird in den USA gewählt. Das Feld der republikanischen Kandidaten ist noch immer groß, noch gibt es keinen klaren Favoriten. Der, der einst als solcher gegolten hat, Jeb Bush, ist es nicht mehr.

John Kasich, Jeb Bush, Marco Rubio, Donald Trump, Ben Carson, Ted Cruz, Carly Fiorina und Rand Paul

Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten John Kasich, Jeb Bush, Marco Rubio, Donald Trump, Ben Carson, Ted Cruz, Carly Fiorina und Rand Paul

AFP PHOTO/JOSHUA LOTT

In der Nacht auf heute hat in Wisconsin die vierte Debatte der Republikaner stattgefunden. In den vorangegangenen Debatten hatte sich Bush von seinen Mitbewerbern an die Wand spielen lassen, diesmal hat er sich zwar verbessert, hat keine groben Fehler begangen -- doch viele in den USA fragen sich bereits, ob der Wahlkampf des einstigen Favoriten noch zu retten ist.

Mittagsjournal, 11.11.2015

Aus den USA,

Ganz patriotisch mit der Nationalhymne beginnt sie diese vierte Debatte der Republikaner in Milwaukee. Acht Kandidaten - die mit den besten Umfragewerten - stehen auf der Bühne: das Thema ist die Wirtschaft, doch die große Frage ist an diesem Abend: wie kann sich Jeb Bush halten. er ist einst angetreten als DER Favorit des republikanischen Establishments, er ist nach seinem Vater und seinem Bruder der dritte aus der Bush-Dynastie, der ins Weiße Haus einziehen will. Doch sein Wahlkampf verläuft so gar nicht nach Plan. In den Umfragen tümpelt er dahin, im Rampenlicht stehen der Immobilientycoon Donald Trump und der Neurochirurg Ben Carson. Bush kommt über den vierten Platz nicht hinaus, seine Zustimmungswerte sind im einstelligen Bereich.

Ob ihm nach dieser Debatte die Wähler zuströmen ist fraglich. Jeb Bush schlägt sich am Dienstag zwar besser als in früheren Debatten, macht klare Aussagen wie zu illegal im Land lebenden Einwanderern: sie zurück zu schicken ist falsch, das ist nicht America, kontert er Donald Trump, doch er wirkt nervös, mit brillanten Statements punkten kann er nicht.

Jeb Bush weiß, dass Debatten seine Schwäche sind. Bei Wahlkampfveranstaltungen macht er das immer wieder zum Thema: “I know I can get better each and every day. I’m imperfect under god’s watchful eye. I strive each and every day, I pray each and every day to get better as a husband, as a father, as a leader. I know I can get better, and I believe that this country is going to get better.” - Ich weiß, dass ich jeden Tag besser werden kann. Ich bin nicht perfekt aber ich bemühe mich jeden Tag, ich weiß, dass ich besser werden kann und das dieses Land besser wird. Per Bus war Bush in der letzten Woche auf Wahlkampftour unterwegs, tingelte durch Florida, South Carolina und New Hampshire, Staaten, in denen wichtige Vorwahlen Anfang des nächsten Jahres stattfinden.

Er bemüht sich, Dynamik in seine Kampagne zu bringen, weiß dass er zulegen muss. Ein neues Motto haben seine Strategen ihm verpasst:
Jeb can fix it -- Jeb kann es wieder gut machen, kann es reparieren. Besonders glücklich war die Wahl dieses Leitspruchs nicht. Die amerikanischen Medien spotten seither, ob damit sein eigener Wahlkampf gemeint ist.

Jeb Bush ist zwar immer noch der Kandidat, der das meiste Wahlkampfgeld hinter sich hat, weit ehr als 100 Millionen Dollar hat er bisher gesammelt. Doch dass es nicht gut läuft, davon zeugt schon die Tatsache, dass er bereits die Gehälter seiner Mitarbeiter gekürzt hat, einige sogar entlassen hat.

So mancher politische Beobachter fragt sich inzwischen ob es nicht schon zu spät für Jeb Bush ist Allen Lichtman ist Politikwissenschafter und Professor an der American University in Washington: "Jeb Bush has run one of the worst campaigns in history. He not only commits gaffes, de dosent seem committed to the campagin. He is not crisp, is not sharp, he is not appealing. He has no shtick whatsoever. He doesnt seem to want this with great passion" - Jeb Bush führt einen der schlechtesten Wahlkämpfe der Geschichte. Nicht nur macht er Fehler, es ist nicht fokussiert. Er ist nicht pointiert, er ist nicht angriffig, er hat keinen Appeal. da ist keine Leidenschaft dabei.

Jeb Bush verteidigt sich damit, dass er seinen Wahlkampf langfristig anlegt, dass es ihm nicht um große Sprüche geht, sondern um Inhalte. An seiner Taktik will er noch arbeiten, vor allem auch an seinem Auftritt in Debatten. Bis Mitte Dezember hat er Zeit dafür, dann findet die nächste Debatte der Republikaner statt.