Kolumne zum digitalen Alltag von Franz Zeller

In den Keller damit

Nicht Simmering gegen Kapfenberg, sondern digital gegen analog: das ist Brutalität. Also zumindest in unserem Haushalt.

Vor einigen Wochen habe ich via Kickstarter einen kleinen 3D-Drucker erstanden - ein niedliches Ding. Der männliche Teil der Familie (wir sind drei mit XY-Chromosomen) stellte das Gerät, scharf beäugt von der Liebsten, sofort im Wohnzimmer neben dem Notebook auf und nahm es in Betrieb. Wir machten dann einfach das, was Weltmächte mit neuen Technologien immer machen: Wir entschieden uns in der ersten Phase für die militärische Nutzung, will heißen: Wir druckten zu Versuchswecken mal Waffen, und zwar durchscheinend grüne Schwerter für Lego-Manderl. Als wir das Wunderding endlich im Griff hatten, starteten wir natürlich die zivile Produktion und entwickelten den Prototypen eines Tomatenbohrers.

Sie fragen, wozu man einen Tomatenbohrer braucht? Die Grillsaison war eben voll in Gang, getrieben auch von den lebensfreundlichen Temperaturen des Sommers. Und gegrillte Tomaten, in die man ein Stück Blauschimmelkäse versenkt, sind gleichermaßen einfach zuzubereiten wie köstlich. Das gilt im Übrigen auch für’s immer schicker werdende Wintergrillen, nur dass man ab Dezember bis Ende März aus Nachhaltigkeitsgründen keine Tomaten mehr kaufen sollte.

Da platzte der Liebsten aber sowas von der Kragen! Obwohl sie Tomaten mit Blauschimmelkäse liebt. Wir sollen das Ding sofort in den Keller räumen, meinte sie. Das braucht zu viel Platz und zerstört überhaupt die ganze dekorativ-museale Anlage des Wohnzimmers. Sie sagte das zwar nicht, aber meinte es so.

Mein Gegenargument: Der 3D-Drucker braucht genau so viel Platz wie drei Paar Schuhe der Größe 38. Das sind fünf Prozent des weiblichen Schuhbestandes im Haus. Ich verlange ja auch nicht, dass die in den Keller verräumt werden. Wir stimmten also ab. Dass sie die Abstimmung 3:1 gegen die Deportation des Druckers verlor, nahm die Liebste allerdings nicht zur Kenntnis.
Jetzt drucken wir also im Keller, wie die hitech-affinen Grottenolme. Und den Tomatenbohrer verweigert die Mutter meiner Kinder auch. Nur weil man dazu halt mit dem Akkubohrer in der Küche hantieren müsste. In Echt: So wird es keinen häuslichen Fortschritt geben, wenn Innovationen entlang der Gendergrenze einfach ins Untergeschoß abgeschoben werden.