Neuauflage von Hans Weigels Roman
Unvollendete Symphonie
In den späten 1940er Jahren traf sich im Wiener Café Raimund eine Handvoll Autorinnen und Autoren und solche, die es werden wollten. Ingeborg Bachmann zum Beispiel wollte. Zu jenen, die schon einen gewissen Ruf - vor allem aber Verbindungen hatten, gehörte Hans Weigel, die Schaltstelle, der Ermöglicher.
8. April 2017, 21:58
Weigel hatte vor allem als Kritiker großen Einfluss, den er geltend zu machen nicht zögerte, wenn es etwa darum ging, vermeintliche oder aufrechte Kommunisten - oder was man im Kalten Krieg dafür hielt - aus dem Kulturbetrieb zu drängen. Dass Hans Weigel eine Beziehung mit der noch sehr jungen Ingeborg Bachmann hatte, hat er selbst erzählt. Nicht so gern hat er darüber gesprochen, warum diese Beziehung nicht von langer Dauer war. Und den durchschlagenden Erfolg, den sie schon bald als Literatin hatte, während er eine Wiener Lokalgröße blieb, hat er ihr auch nie so recht verziehen. Wie auch immer: Hans Weigel hat 1951 den Roman "Unvollendete Symphonie" veröffentlicht, der mit alldem zu tun hat und nun wieder aufgelegt worden ist.
Service:
Hans Weigel, "Unvollendete Symphonie", Roman, edition atelier
Die Zeit - Spaziergänger am österreichischen Abgrund
Als Hans Weigel den Roman zu schreiben begann, war Ingeborg Bachmann zu Paul Celan und nach Paris und London weitergezogen. Schon in der Vorrede des Bandes, der 1951 erstmals erschien, erklärte Weigel sein Ansinnen, Distanz schaffen zu wollen. Das ist der Grund, weshalb er sich entschieden hat, eine junge Malerin sprechen zu lassen und damit die Handlung ein Stück weit von sich selbst wegzurücken.
Die Erzählerin gibt sich als naives Mädchen aus der Provinz. In Wien, wo sie studiert, trifft sie im Frühjahr 1946 auf den sehr viel älteren Peter Taussig. Seine Familie ist jüdisch und musste emigrieren, er selbst hat den Krieg in der Schweiz überlebt und ist gerade erst in seine Heimat zurückgekehrt, voller Vorfreude und in der Hoffnung, an die Zeit vor 1938 anknüpfen zu können. Er wird mit offenen Armen empfangen. Und auch die unerfahrene Studentin verfällt seiner souveränen Ausstrahlung.