Privatordinationen in Spitälern

Die steirische Patientenanwaltschaft kritisiert die Privatordinationen in öffentlichen Spitälern: Primarärzte und Universitätsprofessoren verschaffen sich dort zusätzliche Einnahmen. Das Gegenargument kommt vom Spitalsmanagement.

Morgenjournal, 4.12.2015

Pro und contra

Direkt neben dem Klinik-Sekretariat hängt eine große Tafel mit der Aufschrift Privatordination. Diese Privatordination ist zugleich das offizielle Büro des Klinikchefs und Professors und wer die Privatordi anruft, landet am Telefon des Klinik-Sekretariats, das auch als Privat-Sekretariat fungiert. Das ist die Situation am Landeskrankenhaus Graz. 5 Privatordinationen von Klinikchefs gibt es dort.

Der steirischen Patientenanwältin Renate Skledar gefällt die Optik nicht: es signalisiere, es sei eine bessere Behandlung möglich, wenn man bereit sei mehr zu zahlen.

LKH-Betriebsdirektor Gebhard Falzberger aber sieht die Privatordinationen als Zuckerl, damit Ärzte am Lkh bleiben, nicht abwandern an ausländische Spitäler und auch außerhalb der Regel-Betriebszeiten des Spitals verfügbar sind.
Die Chefärzte zahlen auch Miete, sagt Falzberger, in unterschiedlicher Höhe, in einem Fall soll sie nur rund 200 Euro im Monat betragen.

Verbreitete Praxis

Die Patientenanwältin befürchtet folgendes Szenario speziell bei Ordinationen in Spitälern: wenn vehement Patienten angesprochen werden, sich einer Privatbehandlung zu unterziehen, könne es sein, dass man sich bedrängt fühlt. Solche Fälle hätte es vor zwei Jahren gegeben. Damals im Zusammenhang mit Privathonoraren für Operationen - nicht allerdings wegen Privatordinationen. Betriebsdirektor Falzberger sagt zu dem Szenario: er lehne das zutiefst ab. Er sei absolut sicher, dass eine Bettenvergabe ausschließlich aufgrund medizinischer Notwendigkeit stattfinde.

Ähnlich ist die rechtliche Situation in anderen steirischen und beispielsweise niederösterreichischen Spitälern. Es gibt sogar Augenärzte, die privat in Kliniken lasern oder Hebammen, mit Privat-Praxen in Spitälern.
Patientenanwältin Skledar räumt ein, dass so die öffentlichen Spitäler ein Geschäft mit Privatpatienten machen können, das sonst vielleicht Privatsanatorien machen. Trotzdem wünscht sie sich ein Ende dieser aus ihrer Sicht fragwürdigen Vermischung von öffentlichem Gesundheitswesen und Privat-Ordinationen.