Angelina Jolie und Brad Pitt in "By the Sea"
Mit ihrem neuen Film "By the Sea" nimmt Angelina Jolie bereits zum dritten Mal am Regiestuhl Platz: ein in Südfrankreich angesiedeltes Drama rund um eine Ehepaar in einer Krise. Gespielt wird dieses Paar von Jolie selbst und ihrem Ehemann Brad Pitt. Ähnlichkeiten zwischen Film und Privatleben sind natürlich reine Spekulation.
8. April 2017, 21:58
Mit Filmen wie "Lara Croft - Tomb Raider", "Mr. & Mrs. Smith" und "The Tourist" wurde Jolie dem Kinopublikum vor allem als Schauspielerin bekannt. Weniger bekannt sind die Regie-Versuche der mittlerweile 40-jährigen Oscar-Preisträgerin.
Morgenjournal, 10.12.2015
Draußen das Meer so blau, wie man es normalerweise nur im Bilderbuch findet, die Bucht malerisch zu nennen wäre eine Untertreibung, das Hotel so mondän, dass es Nostalgie und Sehnsucht geradezu provoziert. Doch mittendrin ein Paar, dem all diese Schönheit und Erhabenheit nichts anhaben kann: Vanessa und Roland sind in einer formidablen Ehekrise. Warum? Dieses Geheimnis hütet der Film nur allzu gut. Traumatisch muss es allemal gewesen sein. Die Krisenbewältigung führt jedenfalls zu seltsamen Psycho-Spielchen.
Alkohol und Depression
Für ihre Trauer, für ihre Sprachlosigkeit, für die Gegenwart, die es zu ertragen gilt finden die beiden unterschiedliche Wege: Roland, der Schriftsteller sitzt den ganzen Tag in einer Bar und widmet sich mehr dem Alkohol als der Literatur, Vanessa vergräbt sich im Hotelzimmer, hüllt sich in ihre Depression und wagt hin und wieder einen Blick von der Terrasse auf das Meer. "Ich wollte mit diesem Film der Trauer auf den Grund gehen, vor allem in Bezug auf den Verlust meiner Mutter", so Regisseurin Angelina Jolie.
Anleihen beim französischen Kino
Angelina Jolie und Brad Pitt spielen hier auch die Hauptrollen, seit Jahren wird das Paar zugleich von Licht und Schatten des Hollywood-Glamours mit Society-Qualitäten verfolgt. Beide haben versucht sich mit seriösen Filmprojekten davon abzugrenzen, und "By the Sea" wirkt wie eine geradezu trotzige Ansage gegen das von den Medien immer noch gern strapazierte Star-Klischee. Endlich möchte man dem Publikum beweisen, dass man nicht nur berühmt, sondern auch künstlerisch patent sein kann. "By the Sea" nimmt dafür vorsätzlich Anleihen beim französischen Kino der 1960er und 70er Jahre, Jolie wäre wohl gerne Mitgliede bei der Nouvelle Vague.
Zwanghaft mysteriös
Im Bestreben nach der erwähnten künstlerischen Emanzipation verzettelt sich Angelina Jolie gewaltig, inszeniert einen enervierenden Psycho-Irrgarten aus ausgedehnter Apathie, gekünstelter Entfremdung, erotischen Spiegelungen und zwanghafter Mysteriösität. Eigentlich schade, denn die Einzelteile des Films hätten durchaus Potenzial, die Figuren und ihre Blessuren, die Schauplätze und auch die vom österreichischen Kameramann Christian Berger gefundenen Bilder. Doch im Zusammenspiel fällt alles irgendwie auseinander. Dinge offen lassen, schön und gut, doch was, wenn am Ende alles nur eine große Leerstelle bleibt?
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ORF.at - Kameramann Berger im Gespräch