Porträt der spanischen Sängerin Concha Buika

María Concepción Balboa Buika, oder auch kurz Concha Buika genannt, hat seit diesem Jahr eine neue CD am Markt: "Vivir sin miedo" (Leben ohne Angst) ist ab 2016 auch in Österreich erhältlich und bietet eine Mischung aus tiefen Gefühlen, lauten Klängen und einer unverkennbaren Stimme, die auch ohne Verstärker auskommen würde.

Kulturjournal, 28.12.2015

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Concha Buika

Noch vor einigen Jahren in Europa ein Geheimtipp, gehört Concha Buika mittlerweile zu den ganz Großen. Sie platzt vor Energie - verleiht mit ihrer rauen, rauchig heiseren Stimme jedem Zuhörer eine Gänsehaut und wirkt trotzdem nie kitschig. Im Oktober 2015 war die Künstlerin im Wiener Konzerthaus zu Gast. Der Saal war voll mit der großen Stimme dieser kaum 1,65 Meter kleinen Frau. Barfuß und beinahe durchgehend mit geschlossenen Augen, riss sie das Publikum von ihren zugewiesenen Plätzen und das Konzerthaus wurde zu einer tanzenden Party. Ob es die Sängerin es bemerkt hat, ist fraglich. Für Buika selbst fühlt es sich nämlich an, als wäre sie nur körperlich anwesend.

"Es ist wie eine Sinnesreise", sagt die Sängerin. "Jedes Mal, wenn ich die Bühne betrete, fühle ich, dass ich nicht da bin - ich befinde mich in Trance. Man könnte es mit einem Kinobesuch vergleichen: Du schaust dir einen Film an und auch wenn du weißt, dass du im Saal vor der Leinwand sitzt, ist dein Geist mitten im Film. Genauso geht es mir mit Musik. Es ist Magie - ein Mysterium."

"Es gibt kein Schwarz, kein Weiß"

Ihr neues Album, oder gar ihre Musik an sich zu beschreiben, verweigert die Sängerin Concha Buika. Für sie gibt es keine Kategorien. Es sei nur Musik - die sich verändert, gleich bleibt - zum Zuhören da ist. Einem Musiker würde es nie einfallen, zu sagen, er spiele Rock 'n' Roll, oder, wie es bei ihr der Fall ist, Flamenco, Jazz, oder Weltmusik.

"Wir spielen einfach - wir komponieren unsere Musik und spielen sie einfach. Und der Sound ist für jeden von uns einzigartig", erklärt die Sängerin. "Journalisten haben es dadurch immer schwieriger unsere Musik zu beschreiben, denn die Musikrichtungen vermischen sich immer mehr - vermischen sich, wie es Menschen tun. Es gibt kein Schwarz, kein Weiß. Man lebt nicht mehr zwingend dort, wo man auch aufgewachsen ist. Die Welt wird immer verbundener - und damit auch der Sound. Auch er vermischt sich, verändert sich. Und jetzt wisst ihr Journalisten nicht mehr, wie ihr unsere Musik nennen sollt. Aber dabei kann ich euch auch nicht helfen."

Geboren in Palma de Mallorca, mit Wurzeln in Äquatorial-Guinea, wächst Buika in einer ärmlichen, vorwiegend weißen Nachbarschaft auf und kennt nur zu gut die Gefahren Menschen in Schubladen stecken zu wollen. Heute lebt sie in Miami - kommt mit kubanischen Musikern in Kontakt - lässt die amerikanische Jazz- und Pop-Kultur auf sich einwirken. Besinnt sich in ihrem neuen Album wieder stärker auf ihre afrikanischen Wurzeln und lässt Inspiration jeder Art zu. Denn ihre Lieder komponiert die 43-Jährige nicht am Schreibtisch, sondern während sie lebt. Es ist ein ständiger Prozess, der nie endet, so Concha Buika.

"Das Komponieren hört nie auf"

"Ich lebe, weil ich komponiere und sende Botschaften von meinem Herzen an mein Hirn. Und um zu überleben, muss ich ständig komponieren - das heißt nicht, dass ich es auch will. Es ist einfach da, 24 Stunden, sieben Tage die Woche bin ich verbunden. Und irgendwann setze ich mich hin und schreibe es auf und mache ein fertiges Lied daraus - aber das Komponieren hört trotzdem nie auf."

Neu ist, dass Buika das erste Mal mehr auf Englisch, als auch Spanisch singt und manchmal diese zwei Sprachen verwebt. Nicht neu ist, dass sie dieses Album produziert hat und entschiedet selbst, welche Lieder entkoppelt werden, wie ihr Cover aussieht und mit welchem Künstler sie zusammenarbeitet - jedoch so genau weiß sie das selbst oft nicht.

Unverhofft etwas Besonderes

"Mit wem und wie es genau zu Kollaborationen kommt, kann ich nie wirklich voraussagen. Es ist Magie. Du sagst zum Beispiel, ich möchte mit diesem Künstler zusammen arbeiten, aber er hat momentan keine Zeit. Und auf einmal taucht ein anderer Künstler auf - du weißt gar nicht, dass du mit ihm gemeinsam singen möchtest, aber er ist da und er verleiht deiner Musik das gewisse Etwas. So etwas ist großartig. Als ich mein neues Album aufgenommen habe, habe ich mich überhaupt nicht darum gekümmert, dass jemand anderer auf der CD zu hören ist. Ich war nur auf die Fertigstellung und auf den Sound fokussiert. Sie sind auf mich zugekommen - sind auf einmal da gewesen. Und sie haben ihren Job toll gemacht."

Sich selbst beschreibt Concha Buika als einen unkomplizierten Mensch - sie habe nämlich gar nicht die Zeit dafür und hält in den stressreichen Zeiten, wie jetzt gerade, an ihrer Philosophie "keep breathing" fest. Ein Motto, dass sie neben all ihren Fans ans Herzen legt - Und dass ist auch alles was man machen kann - Weiteratmen. Denn in Österreich ist in der nächsten Zeit kein Konzert geplant. Das neue Album muss vorerst reichen.