Konflikt Saudi-Arabien Iran verschärft sich

Der Konflikt zwischen Saudi Arabien und dem Iran spitzt sich zu. Die USA, Europa und jetzt auch Russland versuchen zu beruhigen und zu vermitteln, doch bisher ohne Erfolg.

Demonstranten

AP/VAHID SALEMI

Begonnen hatten die Spannungen am Samstag mit der Hinrichtung eines beliebten schiitischen Predigers in Saudi Arabien. Teils gewalttätige Proteste im Iran und in anderen Ländern waren die Folge. Das ganze Wochenende über schaukelte sich die Stimmung auf, Saudi Arabien hat nun die diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen.

Mittagsjournal, 4.1.2016

Der Konflikt zwischen der sunnitischen Regionalmacht Saudi-Arabien und der schiitischen Macht Iran schwelt seit Jahren dahin. Stellvertreterkriege werden in vielen Regionen des Nahen Ostens ausgetragen, besonders blutig in Syrien und im Jemen. Die direkte Konfrontation haben beide bisher gescheut. Das Saudische Königshaus tritt aber jetzt unter König Salman aggressiver auf als vorher, besonders seit der Iran nach dem Atomdeal an Ansehen gewonnen hat. Die Hinrichtung des schiitischen Scheichs Nimr al Nimr war eine gezielte Provokation der Saudis.

Im Iran kochte die Stimmung in Demonstrationen hoch: dieses grausame Verbrechen war ein Befehl der USA und des israelischen Geheimdienstes, den ihre Schoßhunde, die Saudis, ausgeführt haben.

Schließlich wurde die Saudische Botschaft in Teheran angezündet. Es folgten scharfe Worte von beiden Seiten, Saudis und Iraner beschuldigen sich gegenseitig, Terrorgruppen zu finanzieren und auszurüsten, was in beiden Fällen nicht von der Hand zu weisen ist. Gestern Abend dann verkündete der Saudische Außenminister: Wir brechen die diplomatischen Beziehungen ab und rufen unsere Leute aus dem Iran zurück. Iranische Diplomaten haben 28 Stunden, unser Land zu verlassen.

Dies ist eine neue Eskalationsstufe, denn zuletzt gab zwischen 1988 und 1991 keine diplomatischen Beziehungen. Westliche Beobachter fürchten nun, dass die ohnehin zerbrechlichen Friedensbemühungen in Syrien wieder auf null zurückgeworfen sind. US Außenminister Kerry, EU Außenbeauftragte Mogherini telefonierten am Wochenende mit Regierungsmitgliedern in Saudi Arabien und im Iran, und nun bietet auch das russische Außenministerium seine Vermittlung an.

Niemand will riskieren, dass noch mehr offene Konflikte im Nahen Osten ausbrechen. So sehr der Westen die beiden Regime als undemokratisch kritisiert, so wenig will man einen unkontrollierten Sturz ins Chaos wie im Irak, in Libyen und in Ägypten. Was vielen zu denken gibt, ist die immer deutlichere Bruchlinie entlang der beiden muslimischen Hauptströmungen. Religionskriege innerhalb der vielen Länder, wo sowohl Sunniten als auch Schiiten leben, könnten viele Regierungen in Gefahr bringen.