Poker um Bundespräsidentenwahl

Nach der Weihnachtspause ist es mit der Präsentation der Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl innenpolitisch wieder spannend geworden. Zwei Kandidaten stehen fest: Nach Ex-Gerichtspräsidentin Irmgard Griss hat gestern auch der ehemalige Parteichef der Grünen Alexander van der Bellen seine Kandidatur angekündigt. Die ÖVP entscheidet am Sonntag im Parteivorstand, nach der Absage von Erwin Pröll läuft alles auf den Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol hinaus. Die Entscheidung in der SPÖ für Rudolf Hundstorfer fällt Ende kommender Woche.

Tür zur Hofburg

APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER

Morgenjournal, 9.1.2016

Viel Potential

Es wird keine Präsidentschaftswahl wie jede andere. Neben den Kandidaten von SPÖ und ÖVP, die in der Vergangenheit spätestens in der Stichwahl immer unter sich ausgemacht haben, wer Bundespräsident wird, stehen diesmal drei Kandidaten mit viel Potenzial. Die Unabhängige Irmgard Griss, wahrscheinlich ein Kandidat der Freiheitlichen als größter Oppositionspartei und vor allem Alexander van der Bellen. Das Team des früheren Grünen-Chefs tut alles, um Van der Bellen als unabhängig zu verkaufen.

Für die Meinungsforscherin Eva Zeglovits vom IFES-Institut wäre das nicht einmal notwendig, denn er gelte schon länger als überparteilich. Es sei jedenfalls das Signal, dass der Bundespräsident nicht parteipolitisch agieren werde. Van der Bellen habe jedenfalls das Zeug, bis in die Stichwahl mitzumischen, meint Zeglovits, das hänge auch vom Antritt eines freiheitlichen Kandidaten ab.

Wahlbeteiligung entscheidend

Der Hauptgrund dafür: bei ständig gesunkener Wahlbeteiligung bei Bundespräsidenten-Wahlen sei noch sehr viel Luft nach oben. Deshalb wird es entscheidend, wer am meisten Anhänger zu den Urnen bringt, sagt Eva Zeglovits. Und in dem Punkt sind die traditionellen Parteien mit ihren Apparaten im Vorteil. Die SPÖ-Gewerkschafter werden für den ehemaligen ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer rennen, der wahrscheinliche ÖVP-Kandidat Andreas Khol kann - nicht zuletzt nach seiner Huldigung an Erwin Pröll kurz vor dessen Absage als Hofburg-Kandidat - wohl auch mit Unterstützung der starken Landesparteien wie Niederösterreich rechnen, der Westen stützt den Tiroler ohnehin.