CONSTANTIN FILM
Tarantinos neuer Western "The Hateful Eight"
Der Western im Kino ist die große Leidenschaft des US-amerikanischen Regisseurs Quentin Tarantino. Auch sein neuester Film "The Hateful Eight" ist nach "Django Unchained" wieder in diesem Genre angesiedelt. Diesmal treffen acht Figuren mit undurchsichtigen Absichten in einer Hütte aufeinander.
6. Juli 2020, 11:36
Überaus prominent ist die Besetzung unter anderem mit Schauspielern wie Kurt Russell, Samuel Jackson, Tim Roth und Channing Tatum. Den Soundtrack hat kein Geringerer als Ennio Morricone beigesteuert und dafür eine der drei Nominierungen des Films für die kommende Oscar-Verleihung im Februar erhalten.
Mittagsjournal, 26.1.2016
Hass ist auch keine Lösung
Den Guten gibt es hier nicht. Der Filmtitel räumt von vornherein mit falschen Erwartungen auf: "The Hateful Eight", die hassenswerten Acht. Sein Film habe kein moralisches Zentrum, sagt Regisseur Quentin Tarantino; "Niemandem kann man hier trauen."
Unter den Vorzeichen typischer Wildwestmanieren lässt sich Tarantino eigentlich auf einen Krimi im Kammerspielformat ein. Agatha Christie lässt grüßen. In einer geräumigen Blockhütte, treffen sieben Männer und eine Frau aufeinander, einige Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Während draußen ein Schneesturm tobt, spitzt sich auch drinnen die Lage zu. Major Warren, einem afroamerikanischen Kopfgeldjäger kommt ein Mexikaner gleich spanisch vor.
"Tot oder lebendig" gilt hier nicht
Gewohnt schräg hält es Tarantino mit seinen Figuren: unbarmherzig, sadistisch, paranoid, geheimnisvoll und amüsant. Beispielsweise der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell), der seine Opfer stets lebendig abliefert, um sie mit den eigenen Augen am Galgen baumeln zu sehen. Oder ein hyperaktiver Sheriff mit Sprechdurchfall (Walton Goggins), ein schweigsamer Cowboy (Michael Madsen) und ein blasierter Henker, die eigentlich für Christoph Waltz reservierte Rolle, diesmal allerdings von Tim Roth gespielt.
"Schwarzer Mann, weiße Hölle"
Tarantinos Standardprogramm, Genrefilme zu machen, dabei in rhetorischen Provokationen politische Polemik zu verbreiten, ist diesmal gar verspielt. Immerhin führen symbolträchtige Kapitelnamen wie "Schwarzer Mann, weiße Hölle" mit mehrdeutiger und grimmiger Ironie hinein in ein unheilvolles Kapitel amerikanischer Geschichte. Freilich drückt Tarantino auch "The Hateful Eight" sein Brandzeichen aus Sarkasmus und Gewalt auf. Die Blockhütte wird zum Schauplatz eines blutigen Planspiels, in dem der Regisseur seinem pessimistischen Weltbild freien Lauf lässt, dabei aber auch das Gute findet: Diese Welt ist zwar schlecht, doch wer überleben will, für den ist Hass auch keine Lösung.