Kriegsverbrechen in Syrien
Fünf Tage ist es her, dass in München eine Feuerpause für Syrien vereinbart worden ist. Fünf Tage haben gereicht, um die Hoffnungen gleich wieder zunichte zu machen. Die Kämpfe lassen nicht nach, ganz im Gegenteil - die Lage eskaliert immer mehr. Gestern wurden gleich mehrere Spitäler bombardiert. Nicht nur Ärzte ohne Grenzen spricht jetzt von eindeutigen Kriegsverbrechen.
8. April 2017, 21:58
AFP/BULENT KILIC
Mittagsjournal, 16.2.2016
Die Hoffnung eines Waffenstillstands in Syrien rückt in immer weitere Ferne. Gestern wurden Spitäler bombardiert. Im Norden kämpfen kurdische Einheiten gegen die Rebellen und die Spannung steigt zwischen der Türkei und Russland. Unterdessen verlassen immer mehr Menschen das Land. Der syrische Präsident Baschar al Assad sagt, dass ein Waffenstillstand zur Zeit nicht möglich ist. Dennoch versucht der Unterhändler der Vereinten Nationen, Staffan de Mistura, die verschiedenen Parteien an den Verhandlungstisch zu bringen.
"Zusehen, wie wir getötet werden"
Fünfzig Tote, darunter auch Kinder bei den Bombenangriffen auf Spitäler und Schulen in der Gegend von Aleppo und Idlib. Frankreich spricht von Kriegsverbrechen. Und auch die Vereinten Nationen verurteilen die Angriffe. Es ist klar, dass syrische und russische Flugzeuge in dieser Gegend sehr aktiv sind. Sie müssen wissen, wer verantwortlich ist. Doch von russischer Seite hat es darüber noch keine Informationen gegeben.
Aleppo ist von der syrischen Armee völlig eingeschlossen, die Soldaten werden von der russischen Luftwaffe unterstützt. Iyad Azrak ist Arzt in einem Vorort von Aleppo. Er sagt die Situation wird immer schlimmer: Die meisten Spitäler sind unterirdisch, weil wir sonst gezielt bombardiert werden.
Er schildert eine katastrophale Situation, Es gibt kein Wasser, nur sporadisch Strom. die Menschen flüchten vor den Bomben, es kommen aber manche wieder zurück, weil sie keinen sicheren Ort gefunden haben. Sie werden überall bombardiert.
Zwar hat die syrische Armee die Dschihadisten des Islamischen Staats aus Aleppo vertrieben, doch werden die syrischen Rebellen jetzt auch von den kurdischen Kämpfern angegriffen. Diese wiederum werden in grenznähe von der Türkei beschossen.
Und im Süden kommen die Rebellen ebenfalls in Bedrängnis. Sie haben die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten. Doch bis jetzt hat es keine Reaktion gegeben.
Bashar al Zoabi ist in der Region der Kommandant der freien syrischen Armee. Er gibt der internationalen Gemeinschaft die Schuld an der Situation: Es sind die sogenannten Freunde des syrischen Volkes. Sie lehnen sich zurück und sehen zu, wie wir getötet werden. Und statt den IS zu bombardieren, werfen die Russen Bomben auf die gemäßigte Opposition ab.
Auch hier scheint ein Waffenstillstand zur Zeit nicht möglich. Das sagt auch Präsident Baschar al Assad: Wir hören dauernd von einem Waffenstillstand innerhalb einer Woche. Wer kann die bedingen erfüllen? Niemand, sagt der syrische Präsident.
Eine extrem unübersichtliche Situation, auch für die Vereinten Nationen. Der Gesandte Staffan de Mistura ist heute in Damaskus gelandet, um die Parteien an den Verhandlungstisch zu bekommen. Doch auch in seinem Umfeld glaubt wird davon gesprochen dass der Ende der Woche geplante Waffenstillstand in weite Ferne rücken ist.