Doskozil: Hilfe für den Libanon

1,1 Millionen Syrische Flüchtlinge sind im Libanon registriert. Die Schätzungen gehen bis zu 1,6 Millionen. Als direkter Nachbar Syriens ist der Libanon, der so groß wie Kärnten ist, massiv von der Flüchtlingskrise betroffen. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist derzeit auf Truppenbesuch im Libanon. Er drängt auf rasche und auf mehr Hilfe vor Ort.

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozi

APA/BUNDESHEER/PUSCH

Morgenjournal, 4.3.2016

Reportage aus einer Zeltstadt nach Beirut,

Doskozil will hier auch seinen Amtskollegen von größeren Flüchtlingslagern im Libanon überzeugen und er fordert nach dem Besuch eines Flüchtlingslagers, dass alle EU-Staaten, die Geld für die Hilfe hier vor Ort zugesagt haben, auch tatsächlich zahlen.

"Das kann sich niemand vorstellen"

Drei bis vier Kinder pro Familie müssen bei der Ernte helfen oder Lkw entladen, damit sie an einem Tag so viel nach Hause bringen wie ein Erwachsener - und selbst dann reicht das Geld der syrischen Flüchtlinge in Jdita im Libanon nur für ein Zelt als Dach überm Kopf. "Die zugesagten Hilfsgelder müssen fließen", appelliert Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ): "Es ist fünf nach zwölf."

Seine Forderung richtet sich an alle Mitgliedsstaaten der EU, Österreich nicht ausgenommen, wie Doskozil auf Nachfrage vor Journalisten in einem Hotel in Beirut erklärt. Es sei wichtig, "vor Ort" zu helfen, auch im europäischen Interesse. Geschätzte 1,5 Mio. Flüchtlinge, die genaue Zahl kennt niemand, halten sich im Libanon auf - das entspricht einem Viertel der Bevölkerung in dem Land, das kaum größer ist als Kärnten und im Osten wie im Norden an das Bürgerkriegsland Syrien grenzt. "Das kann sich ja in Europa niemand vorstellen."

Eigentlich hätte der multikonfessionelle Libanon mit seiner krisen- und kriegsgebeutelten Geschichte schon genug mit sich selbst zu tun - die hohe Zahl an Flüchtlingen sprengt nun teilweise das System. Bei den Hilfsgeldern der Union gehe es um Schulgeld für die Kinder und medizinische Versorgung, aber auch um Perspektiven für die Flüchtlinge, damit sie auch wieder in ihre Heimat zurückkehren können, erläutert Doskozil.

Vielen wohnen in einer der rund 1.700 selbstverwalteten Zeltsiedlungen - und selbst dort ist Miete fällig. 1.000 libanesische Pfund, umgerechnet 60 Cent, verdient ein Kind am Tag, wenn es Hilfsarbeiten verrichtet, statt in die Schule zu gehen. Für ein Zelt kassieren die privaten Grundbesitzer im Monat etwa 100 Euro, Strom kostet extra. Etwas Geld, aber vor allem Planen, Holz und Latrinen stellen das UNHCR oder Hilfsorganisationen wie die Caritas zur Verfügung. Die Flüchtlinge haben auch gelernt, zu improvisieren - da werden dann blitzblaue Fensterläden zweckentfremdet, um am Weg zum Nachbarn nicht im Schlamm auszurutschen. Arbeiten dürfen sie offiziell nicht. (Text: APA, Red., Audio: ORF)